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Zweites Buch.
Periode.
ierter A1
Jfchnitt.
Spuren der Mofaikarbeit für geraume Zeit auf. Die Perioden der einfchneiden-
den Kirchenreform unter Leo IX. und des Kampfes gegen das Kaiferthum
unter Gregor VII. haben keine künftlerifchen Denkmäler von Bedeutung hinter-
laffen. Einige Wandmalereien in Rom und Umgebung bieten für den Mangel
an Mofaiken einen kümmerlichen Erfatz; es fmd flüchtige, unbehililiche Pro-
ducte, flach in den Figuren, mit groben Umriffen. Diejenigen in der Kirche
glirubci des Benedictinerkloilers S. Elia bei Nepi, auch in Gegenftänden und Auf-
cph faffung eine Reproduction deffen, was man in Mofaiken zu fehen gewohnt
war, zeigen die Namensbezeichnung der Kloiterbrüder und Maler Yolmnnes
und Szfeplianus aus Rom fowie eines Neffen von erfterem Namens Nzrolaus
und mögen dem 10. Jahrhundert angehören. Darftellungen aus dem Leben
Chrifli, aus Legenden, einen thronenden Heiland zwifchen Petrus und Paulus
s. lilrgano und eine figurenreiche Kreuzigung enthält die kleine Kirche S. Urbano alla
carrnirsun. Caffarella, ein antiker Grabtempel nahe der Via Appia bei Rom; die In-
fchrift, welche als Urheber einen Bruder 502211220 und die Jahrzahl 1011 nennt,
iit unficher 1). Wandbilder aus der Kirche S. Agnefe mit Darftellungen aus
den Legenden der Heiligen Agatha und Katharina find in das chriftliche Mufeum
Laien-n. des Laterans verfetzt worden. Die Malereien in der Unterkirche der läafilika
SClemenlc. S. Clemente in Rom gehören verfchiedenen Zeiten an, die fpäteiten gehen
aber nicht über das II. Jahrhundert hinaus; fie enthalten gröfstentheils legen-
darifche Scenen, zum Beifpiel aus der Gefchichte des heiligen Clemens und
der Slavenapoilel Kyrill und Methud, in gewöhnlicher Arbeit und fchlechter
Erhaltung 2).
lrlofaikböden. Als eine Technik, die auch auf diefer Stufe fortwährend im Betriebe und
fogar Italien vorzugsweife eigen war, iPc die Fufsbodenmofaik im 11. und
I2. Jahrhunderts zu berückfichtigen"), von der uns der Mofaikboden in
St. Gereon zu Köln bereits einen Ableger kennen lehrte. Die Mofaik aus
kleinen Steinftiften, das opus vermiculatum der Alten, wird hier in rohefter
Weife fortgeübt. Eine Kunit, die überall von der Umrifszeichntmg auszugehen
gewohnt war, wendete diefelbe auch hier an und liefs die ungefchickten Figuren
in grober fchwarzer Contour mit wenig Farbe auf weifsem Grunde erfcheinen.
Uberitalien. NVahrfcheinlich war Ravenna der Ausgangspunkt diefer Technik gewefen, die
fich dann namentlich im nördlichen Italien verbreitete, und von der S. Mich ele
in Pavia, das Grabmal der Markgräfin Mathilde (14115) in S. Benedetto
di Polirone bei Mantuai), die Dome zu Pefaro, Cremona, Novara,
Ivrea, Aofta, die Kirche S. Savino zu Piacenza Zeugniffe enthalten.
Bemerkenswerth find auch die Gegenftäntle, die für folchen Zweck theilweife
fchon von der altchriltlichen Kunil feftgeftellt waren. Wie der von Renan
ausgegrabene und nach Frankreich gebrachte Mofaikboden von Sur
1) Aginrourt, Taf. 94. f. Durchzeichuungen in der Bihl. Barherini.
2) T11. [Voller in der Revue nrchäologiquc 1872 f. und Dznlik in den Mittheil. der Centr. Com-
mifüon 1869, mit Abbildungen.
3) E. aus'm Martin" Der Mofaikboden in St. Gereon zu Cöln nebll; den damit verwandten
Älofaikböden Italiens, Bonn 1873 F0l., mit Abbildungen, Eng, Miinlz in der Rev. zXrchöol, XXXII
(1876) S. 400.
4) Carlo D'Arzo.' Delle arti e degli arteliei di Mnntova, I, Mantova l857, Tal". I.
Aus einer um 652 gegründeten Kirche. Vgl, Yzzlien Duraud in Dirlrvrfl- Annales arcll. vol.
XXIII f. inif Abbildungen.