Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

VIERTER 
ABSCHNITT. 
Italien. 
Vorbemerkungen. 
Zurück  rotz der engen politifchen Verbindung Italiens mit Deutfchland nahm 
 jenes an der Kunftentwicklung der nördlicheren Länder nicht thcil. 
 Obwohl das italienifche Volk ungewöhnliche geiftige Begabung mit 
Lebhaftigkeit des Sinnes und praktifcher Gewandtheit vereinigte, obwohl in 
diefem Lande die Erinnerungen an antike Sitte und Bildung fortdauerten, und 
zugleich die Segnungen der Natur und des Klimas, welche das materielle 
Dafein des Menfchen erleichtern, eher jenes freie Behagen hätten wecken 
können, aus dem das Kunflbedürfnifs unwillkürlich entfpringt, war die Kunft 
hier dennoch tiefer gefunken als in anderen Ländern. Italien war erfchlafft 
und erfchöpft, und Während die nördlicheren Völker nach Ueberwindung der 
Barbarei rangen, hatte flch hier die Auflöfung aller {ittlichen und flaatlichen 
Verhältniffc vollzogen. Als Deutfchland und Frankreich {ich zu Nationen 
geftalteten, war Italien zerfplittert. Die höchfte Staatsautorität konnte hier 
nur durch eine fremde Macht, das deutfche Königthum, ausgeübt und auch 
nur in einem Theile des Landes begründet werden, während die Parteikämpfe 
der einzelnen nord- und mittelitalifchen Territorialherrfchaften fortdauerten. 
Der Süden aber ftand noch unter griechifcher Herrfchaft, wurde in der Folge 
theilweife zur Beute der Araber, dann der normännifchen Eroberer, und als 
endlich die normännifche Erbfchaft dem Kaiferhaufe zufiel, war diefes auf 
feinem eigentlichen Boden fchon zu fehr erfchüttert, um die füditalifchen 
Befitzungen mit den alten Beftandtheilen des Reiches vereinigen zu können. 
Verwilderung Der allgemeinen Zuchtloflgkeit entfprach die Verwilderung des geiftlichen 
dcsmmm Standes, der in Unwiffenheit, Ueppigkeit und Mangel religiöfen Sinnes immer 
mehr verkam. Das Papftthum, das der übrigen Chriftenheit als höchPre geiß- 
liche Autorität galt, war in Italien eine Territorialmacht neben den anderen und 
wurde zum Spielball der Parteien. Die Beftrebungen nach Reform der Kirche 
von oben her gingen zunächft von Fremden, befonders von dem deutfchen 
Papfte Leo IX., aus und fanden in Italien felbfl den zäheften Widerftand. 
Ihre confequente Fortfetzung unter Gegor VII. führte aber zur Ueberhebung 
der geiPrlichen Gewalt und damit zu unheilvollen Kämpfen.
	        
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