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Zweites
Perk
Dritter
Abfclmitl.
Allgbblllgk älter. Fünf fclinialc Oberfenfter im Dome zu Augsburg werden durch Bilder
gefüllt, die in ihrem Charakter etwa der Mitte des 11. Jahrhunderts entfprechen
und alfo wohl um das Jahriioög cntftanden fein mögen, in welchem eine
Weihe der Kirche unter Bifchof Embrico fiattfand. Diefelben enthalten in
ihrer ganzen Ausdehnung, ohne jede ornamentale Zuthat und ohne farbigen
Grund, fünf altteftamentarifche Figuren, ganz von vorn gefehen, in ilrenger
Symmetrie, mit vollem Ovale, gerader Nafe und kleinem Munde, grofsen,
plumpen Händen und einem hügeligen Fufsboden in Form ftiliiirten Blatt-
werkes (Fig. 92) 1). Einen verwandten Stil bei nur wenig
Q fpäterem Urfprunge lernt man in der ebenfalls aus dem I1.
v. Jahrhundert herrühreen Sebaftianskapelle hinter der St.
Ncluvcilcr. Q Peter- und Paulskirche zu Neuweiler im Elfafs kennen.
"h j, In einem kleinen Fenfter mit halbkreisförniigem Sehluffe ftelit
Ä der Märtyrer St. Timotheus, ganz von vorn gefeheii, in
blauem Gewande und grünem Mantel, auf rotheni Grunde,
mit feltfam behandeltem, kleingeloektem IrIaar, die linke Hand
mit der Geberde der Feier erhoben, von einfacher Blattwerk-
Umrahmung umfchloffen 2).
lliiilgllllxi- In Frankreich weift die Kathedrale zu Le Maus,
iß Maus. 5; ff deren romaiiifcher Bau gegen 1093 unter Bifchof lloel vollen-
det wurde und bei einer Feuersbrunft im Jahre 1136 nach
F? älteren Nachrichten feine Glasfenfter einbüfste, doch noch
lggiffzj-Ji" ein Ueberbleibfel aus jener Periode auf, das jetzt einem
fpäteren Feniier in der gothifchen Marienkapelle am Chor-
fchluffe eingefügt ift. Die Compofition {teilte offenbar einil
die Himmelfahrt Chriiii dar; jetzt fieht man nur noch die
zwölf Apofiiel in zwei Reihen und in der Mitte der unteren
die gekrönte Maria. Die Geftalten, die den damaligen fran-
zöfifchen Miniaturen entfprechen, ftehen auf hügeligem Boden
aufwärts blickend, mit gereckten Armen, in hailiger, fall
a gezierter Bewegtheit. An den Gewändern find die durch-
i_f 7 bog gehenden farbigen Horizontalflreifen und die Enge an den
Egs 1 Knieeni merkwürdig. Im Hintergründe wechfeln blaue und
rothe Streifen, die Bordüre wird oben durch Blattwerk, unten
x Tfig-fäl- David; durch gelbe Nägelchen auf fchwärzlichen Feldern gebildet 3).
l tigsbuigerDom. lNach
l2.plliägtfll;l: Herbergen aus Buchen Die Glasmalereien aus dem I2.Jahrhundert find in Frank-
Aggj: reich bereits häufiger. Die Kathedrale von Angers befitzt
noch vier Fenfter aus der Leit des Bifchofs Ulger (1125-1149) mit Scenen
aus den Legenden der Jungfrau Maria und der Heiligen Katharina, Vincentius
und Laurentius, in kleinen Medaillons auf blauem Grunde mit breiter Bordüre.
Salm-Doms. Noch wichtiger find die Glasbilder in der Abteikirche zu Saint-Denis.
Der berühmte Abt Suger (geb. 1081. geft. 1151) hatte die Kirche in ihrem
V01
I) Th. ffcrääßgrrv; Die älteflen Glasgelniilde im Dom zu Augsburg. 1860, 5 'l'afcln, 4". Vuz
zu frühe, von Magier, Sclznmzfc u. a. zu fpiit datirt.
2) Lrzxlzyrie, Tafel zur nolicc supplöznelmtaire, S. 311.
3) AufsEr Lasleyrie vgl. Eugäne Hacker, Vitraux peints de 1a cathödralc du Maus, lJaris
fol. und den Brief Parkefs, auch mil_Abbildung, Archaeologia, V01. XXXIII, S. 359.
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