Das
hohe Mittelalter.
Mofaik,
Kunß,
textile
Wand-
Tafelmalerei.
u n d
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Umriffen ift die Farbenfcala eine fehr befchränkte; die röthlichen und gelb-
lichen Töne wiegen vor.
In Holland kamen im Jahre 1845 bei dem Abbruch der 1212 gegründeten Holland.
und 1263 geweihten Johanniskirche zu Gorkum Wandbilder zum Vorfchein, Corkllm.
von denen Durchzeichnungen in der Bibliothek des Haag bewahrt werden. Sie
enthielten Darftellungen aus der Genelis und dem Evangelium und Waren Bei-
fpiele einer höchft barbarifchen localen Kunft, auf welche der romanifche Stil
Deutfchlands und Frankreichs wenig gewirkt hatte
Die Malerei auf Holz kam befonders in ungewölbten romanifchen Bafl- Gemalte
liken zur Decoration der Decke in Anwendung. Wie grofs die Zahl folcher Phlzdeckem
gemalter Plafondsnach ihrer Erwähnung in den Gefchichtsquellen 2) auch ge-
wefen fein mag, fo haben doch die immer wiederkehrenden Brände, denen die
mittelalterlichen Kirchen ausgefetzt waren, nur wenige auf uns gelangen laffen.
Die älteften fchmücken die flache Holzdecke der Kirche zu Zillis im Canton Zillis.
Graubündten 3). Doppelte Rahmen mit Bandgeflechb, Zickzack- und Blattor-
nament umfchliefsen 153 quadrate Felder mit figürlichen Darltellungen, den
Perfonificationen des Chriftenthums und des Judenthums dem Chore zunächfl,
hierauf altteftamentarifchen Königen, dann Scenen aus dem Neuen Teftamente.
Da die einzelnen Abtheilungen flets nur für wenige Figuren Raum geben,
ziehen die Vorgänge flch manchmal über mehrere Felder hin. Phantaitifche
Thiergeflalten, Sirenen, Meergötter nehmen ringsum die äufserfte Reihe ein.
Die Bilder mögen dem 12. Jahrhundert angehören, flnd aber noch roh und
alterthümlich bei gedrungenem Verhältniffe der Figuren.
Zu den vorzüglichften Leiflungen der Malerei romanifchen Stiles gehört
dann aber die Decke der St. Michaelskirche zu Hildesheim, nicht aus der Hildesheim.
Zeit der Erbauung durch Bern ward, fondern erPc nach der im Jahre 1186 been-
digten Herftellung entftanden, die ein Brand erforderlich gemacht hatte (Figgolß.
Der Gegenftand des Ganzen ift derStammbaum Chrifti, die Wurzel jeffe, die
auch in dem Buche von Athos vorkommt, im Abendlande aber niemals grofs-
artiger dargeitellt worden ifi: als hier. Die Hauptmomente der Genealogie des
Herrn flnd in den grofsen mittleren Feldern der Decke, meift in runden oder
rautenförmigen Umrahmungen, angebracht. Zuerft Adam und Eva beim Sün-
denfalle, dann der fchlafende jeffe auf {einem Lager, aus dem der Baum weiter
in die Höhe wächfl. Ihm folgt fein Sohn, der thronende David, dann kommen
drei andere Könige feines Haufes, da die bildliche Darftellung flch an das
Gefchlechtsregifter bei Matthäus, nicht an das abweichende bei Lucas hält.
Das {iebente Feld umfchliefst die {itzende Maria, das achte und letzte den
I) L. 7. F. Yanxsßn: De nlllllrfßhiltierijen de S. Janskerk te Gorincheln. Met 21 platen.
1858. 40.
2) Beifpielsweife in Petershmrfen, Mon. Germ. SS. XX, S. 638, Casus Petrishlus. mon. I. cap,
48. Die unter Abt. Witigoxvo gemalte Ilolzdecke im Krenzgange zu Reichenau M. G. SS. IV,
621, Purchardi Carmen, v. 355.
3) A". 18111221, Mittheil. der Antiquarifcheil Gefellfclaaft zu Zürich, XXXVI (1872), mit Abbildungen,
und Gefch. der bihl, Künfle in der Schweiz S. 290,
4) Urkunde über die Weihe des Neuhaues milgetheilt von K711i: bei w. Quajl u. Olte, Zeitfchrift
für chrifll. Archäologie um] Kunß, U. S. 82. Farbige Publication (ler Decke herausgegeben von
Ä3uls, 1856; danach ein Stück in den Denklniilcrn der Kunfi.