Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

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Zweites Buch. 
Periode. 
Abfchnitt. 
Zweiter 
Emaus und dem Mahle dafelbft (5, 6), der Ausgiefsung des heiligen Geiftes 
 Hieran fchliefst (ich der zwölfthürmige Mauerkranz des neuen Jerufalem. 
 Die Zwickel (8-15) enthalten acht Propheten als Träger des Ganzen. 
Zum füdlichen Querhausarme führt ein Bogen, der unten die grofsen Ge- 
Ftalten der Madonna und der heiligen Barbara, oben Medaillons von Engeln 
0st und Propheten enthält. Am Gewölbe thronen ChriPcus 
 und Maria, umgeben von Engeln und den kronentragen- 
igXy m 4, den Aelteften der Apokalypfe. Den öftlichen, von zwei 
 Fenfiern unterbrochenen Schildbogen füllen Chriftus in 
 der Vorhölle, die Auferftehung und dazwifchen die 
Himmelfahrt; den füdlichen und weftlichen die klugen 
v und die thörichten Jungfrauen; über jeder der beiden 
7 I2 Gruppen fleht man eine coloffale Engelsügur. Verfchie- 
m I3 dene legendarifche Darftellungen und Martyrien fowie 
 Wßät einzelne Heiligengeftalten bedecken den unteren Theil 
F154 88' Vfemng des der Wände. Auch im Langhaufe fmd Ueberbleibfel von 
Braunfchwelger Domes Malereien zum Vorfchein gekommen. 
Urfprünglich leicht und zart colorirt, jetzt im Tone zu fchwer und trübe, 
heben fich die Bilder von blauem Grunde ab. Bei einfacher Anordnung 
kamen die Maler mit der Compofltion zurecht und wufsten repräfentirende 
Feierlichkeit wie anfchauliche Erzählung zu geben. Diefe wird oft fchon recht 
lebendig, felbft keck; naiv wurden verfchiedene Momente mitunter in dasfelbe 
Bild gefügt, wie auf dem Gaftmahle des Herodes, bei welchem Herodias drei- 
mal auftritt, tanzend, und zwar in einer Körperverdrehung, wie {ie der Maler 
bei den Gauklerkünften des fahrenden Volkes zu feiner Zeit fehen mochte, 
zweitens am Bufen der Mutter, die ihr den verbrecherifchen Rath gibt, und 
drittens mit dem Haupte des Johannes. Schon treten die weichere Bildung und 
die Schlankheit auf, die an der Grenze des gothifchen Stiles ftehen, und ebenfo 
der Verfuch, einen Ausdruck zarterer Empfindung in die Köpfe zu legen. Die 
Gewänder {ind durchgängig ftilvol-l und ruhig im Wurf. 
Im füdlichen Deutfchland gehört dem 12. Jahrhundert noch der Reft eines 
Rszensburg-Jiingften Gerichtes in der Oitapfis der Stiftskirche Obermünfler zu Regens- 
burg an; beffer erhalten ift die etwas fpätere Darftellung der Ausgiefsung 
des heiligen Geiftes, welche neuerdings in der Annacapelle diefer Kirche zum 
Vorfchein gekommen ift 1). Asketifcher in der Auffaffung, aber in einem ftrengen 
Stile gut durchgebildet, find die Bilder in dem Karner neben der Kirche zu 
Perfchen. Perfchen in der Oberpfalz: Chriftus in der Mandorla, auch hier noch bart- 
los, umgeben von den Apofteln; an der Kuppel, in zwei Reihen, Maria mit 
Engeln und weiblichen Heiligen?) Einen gröfseren Cyclus aus der erften 
Forchheim. Hälfte des 13. Jahrhunderts weift die ehemalige Schlofscapelle zu Forchheim 
in Franken auf: Propheten, Verkündigung, Anbetung der Könige und Jüngftes 
Gericht, alles in ziemlich handwerksmäfsiger Ausführung. Diefer Zeit gehört 
auch ein ftattliches, aber fchlecht erhaltenes Werk in Böhmen, die Ausmalung 
der Capelle unter dem Südthurme der St. Georgskirche auf dem Hradfchin 
Prag, zu Prag an. 
S i glzart, 
Siglmrt. 
Kunßgefch. 
S. 263. 
Baierns, 
Abbild. 
201. 
262.
	        
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