hohe Mittelalter.
Das
Biofaik, textile Kunß.
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Tafelmalcrei.
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In der Dorfkirche zu Methler bei Dortmund haben fich die Malereien llIellxlcr.
im Chore und an den Seitenfchiffwänden erhalten, wohl aus dem Anfange des
I3. Jahrhunderts. Die Behandlung derfelben ift derber, aber manche hochpa-
thetifche Motive, wie bei der Verkündigung Mariais, die charaktervolle Energie
der Apoftelgeitalten und überhaupt das kräftige Ringen nach Ausdruck lind
bedeutend 1). Mehr des Inhaltes, der Anfpielung auf ein gefchichtliches Er-
eignifs, als des Kunflwerthes wegen verdient ein Bild im weltlichen Querhaufc
des Domes in Münfter Beachtung: Friefifche Landleute nahen mit ihren Mimnur.
Gaben dem Patrone des Domes, St. Paul, was ihre Unterwerfung unter die
bifchöfliche Landeshoheit bedeutet 2).
Im öftlichen Sachfen lind die umfaffenden Malereien in der Liebfrauen-
kirche zu Halberftadt hervorzuheben, leider gröfstentheils übermalt. Ab- Halberfiadt.
gefehen von einigen kaum mehr kenntlichen Reiten im Chore, gehören hier
dem Ende des 12. Jahrhunderts nur die Heiligengeilalten in der alten Barbara-
capelle an, während die Hauptbilder, die kühnen Prophetengeftalten zwifchen
den Oberfenftern des Mittelfchiffes und des Langchores, die Heiligenfiguren
in der Apfis, die Gewölbemalereien im Querhaus und Chor erit in der Zeit
des Gewölbebaues (1270-1284) entftanden find 3).
Nur um weniges früher kann das Gewölbebild in der Aplis der Neu-
wcrker Kirche zu Goslar, die Madonna mit dem Kinde in der Mandorla 00:11-1-
zwifchen Engeln und Heiligen 4), entftanden fein. Ebenfalls dem Anfange des
13. Jahrhunderts gehört endlich einer der gröfsten und wichtigften Bildercyklen,
welche Deutfchland überhaupt befitzt, der im Querhaufe und Chore des Domes
zu B raunfchweig, an 5). Leider ift das Ganze durch eine viel zu weit gehende rläfljvuäilg_
Herftellung getrübt"), aber man empfängt immer noch den Eindruck einer
zufammenhängenden Wand- und Gewölbe-Decoration, wie fie felten wieder
vorkommt. Nicht erhalten ift die Malerei der Apfis, deren Halbkuppel einfl
ohne Zweifel den thronenden Erlöfer enthielt. Das Kreuzgewölbe des Chor-
quadrates iii: mit dem Stammbaume Chrifti gefüllt. Die fpitzen Schildbögen
der Nord- und Südwand enthalten zwei Reihen Bilder, dort die Gefchichte
von Abel und Kain, hier Abraham und die drei Engel, Abraham's Opfer,
Mofes vor dem Dornbufche, die Aufrichtung der ehernen Schlange," alfo alt-
teftamentarifche Sinnbilder vom Opfertode Chrifli. Drei untere Reihen fmd
mit anfchaulichen, breit erzählenden Darftellungen aus den Legenden Johannes
des Täufers und des heiligen Blafius gefüllt. Beide Heilige ftehen dann in
grofsen Figuren am Triumphbogen gegen die Vierung, der dann oben nach
dem Chore zu noch den Sündenfall in halben Figuren enthält.
Am Scheitel der Vierung (Fig. 88) bildet das Lamm Gottes den Mittel-
punkt umgeben von fechs Scenen aus dem Evangelium: Chrifti Geburt
und DarPcellung im Tempel (2, 3), den Marien am Grabe dem Gang nach
1) L-übke a. a. O. Taf. 30.
2) Abgebildet bei E. Föaßer, Denkmale, VII.
3) Proben bei Qzmß u. Otle, Zeitfchrift, II. 'l"af. I2. E Fözjler, Denkmale, I.
4) Mittlzof, Archiv für Niederfachfelms Kunfigefchichle, Band III, fol.
5) Probe bei Gailluzlznlzzzf, Uarchitecture et Ies arts qui en döpelmdexmt, II, Taf. 69,
6) Im nördlichen Querhausarme fogar moderne Malereien von äufserßer Stillofngkeit.