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Zweites
Buch
Periode.
Zweiter
Abfchlaitt.
Lebendigkeit gröfser, die Anordnung aber noch immer voll monumentaler
Würde 1). Ein charaktervolles Beifpiel ift der Simfon, der heldenhaft zwifchen
den erfchlagenen Philiflern fteht (Nr. II, Fig. 87).
Köln, Den klaren Gefammteindruck der alten Polychromie empfängt man noch
m" Gereon in der 1227 vollendeten Taufcapelle an St. Gereon zu Köln, deren Bilder
am Schluffe diefer Periode ftehen. Gemalte Arcaden im Ucbergangsitile ent-
halten, meift paarweife, die Gellalten von Bifchöfen und Heiligen, ganz von
vorn, in der Haltung bewegter, mit bereits eckigen und gegen unten unruhig
gehäuften Gewandmotiven. Im Gewölbefelde über dem Altare erfcheint Chri-
{tus zwifchen Maria und Johannes dem Täuferi).
In Weftfalen {leben die nach den Ueberbleibfeln einer Infchrift wahr-
"fcheinlich im Jahre 1166 ausgeführten Malereien in der Choraplis des Patro-
Soem clusmünfters zu Soeft in erfter Reihe. Am Gewölbe thront Chriltus, rielig
grofs, in der Mandorla, feitwärts erfcheinen die Zeichen des Matthäus und des
Johannes, unten die des Marcus und des Lucas, von fechs {tehenden Heiligen,
Maria, Petrus und Stephanus, Johannes dem Täufer, Paulus und Laurentius,
umgeben. Unterhalb einesFriefeS mit Bruflbildern von Heiligen üeht man
an der Apüswand vier impofante Königsfiguren unter architektonifcluen Bal-
dachinen, während die Fenfterwandungen in zwei Reihen kleinere Engel- und
Heiligengeftalten aufweifen. Sorgfältige Durchbildung, feines Gefält bei ruhi-
gem Linienflufs der Gewandung und freiere Lebendigkeit inmitten der feier-
lichen Ruhe zeichnen diefe Malereien aus 3). Spätere Bilder lind in einer
Nebenapfis, dem Marienchörchen, und in der anftofsenden Nicolaicapelle vor-
handeni). Den Bildern des Hauptchors find diejenigen in der Kilianskirchc
Liigdc. zu Lügde bei Pyrmont in der Auffaffung wie im Gegenftande verwandt, nur
fehlen unter den oberen Heiligen die beiden Diakonen, und unten haben ftatt
der Könige Apoftelfiguren Platz gefunden
I) Eingehende Schilderung von A. lfeirberßzerger, Jahrbücher des Vereins der Alterthnmsfreunde
im Rheinlande, XI (1849). Publicirt von E. aus'm Wrrllz a. a O. Nach den Nummern dicfer
Abbildungen (Fig. 86): I. Brultbild Chrifti. 2. 3. Zwei Propheten, Iohannes der 'l'iiufcr, Maria. 4.
Zwei Krieger des Alten Bundes. 5. Ein männlicher Heiliger; der gefeffelte Paulus mit dem Lictor.
6. Bärtige männliche Geftalt; der gute Schächer am Kreuze. 7. Daniel in der Löwengrnbe; 'l'hckla
unter den Löwen. 8. Die drei Jünglinge im Feuerofen; Cyprian und Jufiina im fiedenden Keffel.
9. Das Schwert, mit dem St. Aemilian enthauptet werden foll, biegt Geh um. 10. König Ezechias
und der Prophet. II. Simfon. I2. Kriegsfcene, Reiter {türmen ein Lager. I3. Veritofsung der
Hager. I4. Schleifung des heil. Hippolyt. I5. Martyrinm des Bifchofs Si1neon.von]erufalem. 16.
Geifselung eines Märtyrers (Dorotheus P), I7. Petrus im Kerker von vier Kriegern bewacht. I8.
Steinigung des Stephanus. I9. Zerfägung des Jefaias. 20. Hiob und feine Freunde. 21. lKIartyri-
um von Petrus und lNIarcellinus. 22. Sitzender Hieronymus; die heiligen Einfiedlerinnen liilaria. Acgyp-
liaca, welcher Zofimos das Kleid reicht, und Melanie, die von drei Männern verehrt wird. 23. Ein
Centaur als Verkörperung der Sinnesluft verfucht den heiligen Simeon zu Trier (Thurm mit Auf-
fchrift Treviris); "Faufe des Heiden Tetradius durch St. Martin. 24. In roh gezeichneten Bergen die
heiligen Siebenfchläfer und die lWTedaillon-Bruftlwilder von Paulus und Antonius.
2) Abb. bei Srlznaafe, V, 514, farbig bei Gnillzabaud. Darchitecture ct les arts qui en dö-
pendent, II. Taf. 63-66.
3) Aldmßirrlzen, Die mittelalterliche Kunft in Socft. Programm des Vereins der Alterthums-
freunde im Rheinlandt; Bonn 1875, mit Abbildungen, Taf. I, I b.
4) Lülxke, Die mittelalterliche Kuntt in Weftfalen. Leipzig 1853, T'ai". 23 T.
5) Aldmkirrhen a. a. O. Taf. II.