Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

Das hohe Mittelalter. 
WVand- 
M0 faik, textile KunPc, 
und Tafelmalerei. 
2971 
Document, ngleichfam auch eine hiftorifchc Aufzeichnung der Zeitu, wie Ranke 
fagt1), indem {ie die Eroberung Englands durch Herzog Wilhelm von der 
Normandie im Jahre 1066 darftellt und offenbar nicht lange nach dem Er- 
eigniffe felbft entftanden iit. 
In fortlaufender Friescompofition entwickelt fich die Handlung mit 
ihrer Vorgefchichte und ihren Motiven, durch kurze Auffchriften erläutert. 
Obwohl keine ornamentale Abtheilung in dem Ganzen vorkommt, theilt {ich 
doch dem Inhalte nach das Drama gewiffermafsen in fünf Acte. Zunächft die 
Expofition: König Edward der Bekenner, den wir auf feinem Throne erblicken, 
fchickt den Grafen Harald von Kent, den mächtigften Herren des Reiches, 
aus, um dem Herzoge Wilhelm von der Normandie anzuzeigen, dafs er ihn zu 
feinem Nachfolger erkoren. Harald reitet mit feinem Gefolge nach dem 
Hafen Bosham, befucht dort die Kirche, tafelt und begibt f1ch zu Schiffe. 
Auf der Seefahrt wird er. verfchlagen und landet wider Willen auf dem 
Gebiete des Grafen Wido von Ponthieu, der ihn feftnehmen läfst, aber auf 
Verwendung Wilhelms wieder freigibt. Die Schlufsgruppe diefes Actes zeigt 
den thronenden Herzog Wilhelm in feinem Palatium, wie er den von Wido 
felbft zu ihm geleiteten Harald empfängt. Nun ift noch eine bisher unerklärte 
Epifode mit zwei Figuren eingeftreut, vubi unus clericus et Aelfgyvau. Dann 
folgt der zweite Act: Ein Krieg zwifchen Wilhelm und dem Grafen Conan 
von der Bretagne bricht aus, das normännifche Heer zieht auf Saint-Michel, 
durchfchreitet Flüffe, belagert Städte, nimmt im Sturme die Stadt Dinan, von 
deren Zinnen der befiegte Conan die Schlüffel an der Fahne herabreicht. 
Wilhelm belohnt hierauf Harald, der an diefen Kämpfen theilgenommen und 
nun zu Bayeux dem Herzoge auf Reliquien feinen feierlichen Dienfteid leiftet. 
Im dritten Acte vollzieht flch die Peripetie der Handlung. Harald kehrt nach 
England zu König Edward dem Bekenner zurück. Gleich darauf find die 
Beifetzung und der Tod Edwards (in eben diefer Umftellung) zu fehen. Unver- 
züglich wird Harald von den Grofsen des Reiches zum Könige erwählt. 
Erzbifchof Stigant von Canterbury, der feine Krönung vollzogen, fteht an feiner 
Seite bei der Huldigung. Aber es erfcheint ein Comet, der Unheil verkündet 
und Schrecken hervorruft. Der vierte Act beginnt damit, dafs die Nachricht 
von diefem Ereigniffe durch ein englifches Schiff zu Wilhelm gelangt. jetzt 
läfst diefer Schiffe zimmern (Fig. 83). Wir fehen das Einfchiffen des Heeres, die 
Ueberfahrt, das Landen der Flotte, den Zug nach Haiiings. Da werden Lebens- 
mittel requirirt, das Heer bereitet {ich feine Mahlzeit, und hiernach hält Wilhelm 
mit Erzbifchof Odo und Rotbert Rath, worauf fchnell ein verfchanztes Lager 
bei Haftings angelegt wird. Der fünfte Act, die Kataftrophe, beginnt mit dem 
Aufmarfche beider Heere. Wilhelm hält eine Anrede an feine Truppen, wobei 
in diefer naiven Darftellung ihm freilich niemand zuhört, fondern alle bereits 
den Rücken gewendet haben und in den Kampf reiten. Nun folgt ein wildes 
Schlachtgetiimmel zu Fufs und zu Pferde in welchem die Brüder Haralds 
fallen, und Odo mit dem Commandoilabe fowie Wilhelm im Gewühle auf- 
tauchen. Der Tod Haralds und die Flucht der Angelfachfen bilden den 
Abfchlufs. 
I) Engl. 
Gefchichte, 
Buch, 
Capitel. 
19k
	        
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