282
Buch.
Zweites
Periode.
Erfter Abfchnitt.
Matcr
verborum,
Prag.
unter den Aebten Berchtold (1- 1197i und Heinrich I. 1223) gefchrieben,1)
und die Mater verborum im Böhmifchen Mufeum zu Prag, eine Abfchrift des
von Abt Salomo von St. Gallen hervorgerufenen Univerfallexicons. Hier ent-
halten einige Initialen auch biblifche Motive, zum Beifpiel den Gekreuzigten,
deffen Leib wieder {lark ausgebogen und hier feltfamerweife mit einem Netze
anftatt des Lendentuches umfchlungen iilz, dann auch Betende, befonders
Mönche des unbekannten Klofters, aus welchem der Codex hervorgegangen,
in Verehrung einer heiligen Figur,
f etwa der Madonna. 2) Aber andere
b i! Initialen werden, wie diejenigen in
Ü "im-q dem Engelberger Codex, durch rei-
1 nes Phantafiefpiel gefüllt; fo das Y
.1) [7 mit der traubenpflückenden nackten
f, T Figiurdm filhWlLingälOllCf Bfvizlegäng
q ü, i, un ein oc en en, nac en en
r lp] g ganze
"ggf ä beite fullt, ein Prachtfiuck phan-
au? taflifcher Ornamentik, bei der fich
j Flechtwerk und Blattwerk verbin-
Qjy den, während die launigfien Einfälle
X iiberall auftauchen, Drachen den
btengeln entfpriefsen und-wieder. in
fie verlaufen, feltfame Kopfe, eine
Kg, yv N Eule, die von zwei Affen gekrönt
war ä' Wird, ein vergnügter Geigenfpieler,
AB 4 UKW ihr Plätzchen finden, und zwei geift-
ov 9x güs l-Ülmmmu liche Herren feitwärts von dem
Buchflaben ftehenß)
Neben der {lärkeren Ausbildung
m; des romanifchen Blattwerkes, unter
j Einilufs der damaligen architektoni-
X w" fchen Ornamentik, ift hier überall
.r i. die Fülle phantafiifcher Motive, der
Fig. 30. In tiale auläacä: Vllgiäwerborum in Prag. Thier-undMenfchengenalten,Fabel-
wefen, feltfamen Mifchformen, merk-
I) Stiftsbibliothek dafelbft Cod. I, I.[II. Ralm, a. a. S. 310.
2) Auf den Schriftbändern der zwei Mönche vor der Madonna im zweiten P waren die tfcliech-
ifchen Namen eines Schreibers Vareradu: und eines Illuminators jllirvslaus nebft der jahrzahl 1102,
fpäter als 1202 gedeutet, von Hanka gefälfcht worden. Vgl. Vlärllmann im II. Bande des Repertoriums
für Kunfiwiffenfchaft. Heft I, Stuttgart 1877, und Pafrra und Baum in der Zeitfchrift des böhm.
Mufeums (öasopis musezt krälovstvi öeskeho) 1877, I u. II. Da auch die böhmifchen Gloffen im Texte
meifi gefälfcht lind, fallen die früheren Gründe für die Entftehung des Codex in Böhmen fort.
3) Abb. bei v. Quasi und Otte, Zeitfchrift für chrftl. Arch. u. Kunft, II. Taf. II und in der
tfchechifchcn Zeitfchrift Pamzitky archeologickä ä mestopisne. Bd. II. Die Umfchrift Siwa, welche
dem vorderiten Kopfe eine flavifch-mythologifche Bedeutung geben wollte, iPt gleichfalls Fälfchung.
Holzfchnitte einiger anderen Miniaturen des Codex in den Mitth. der Centn-Comm. V., 1860, S. 33,
zu einem Auffatze von Wind.