hohe Blittelalter.
Das
Die Min iaturmalerei.
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Ländern, die von ihm zunächft betroffen waren, auch für Cultur und Kunft
empfindlich. Eine Wandlung des Stiles tritt zwar nicht ein, wohl aber eine
Vergröberung der Auffaffung und Behandlung. Die älteren Vorbilder werden
fort und fort benutzt, aber geradebei den Anklängen an antike Motive zeigt
{ich künfilerifche Unzulänglichkeit. Gefialten und Vorgänge werden der bisheri-
gen Tradition gemäfs aufgefafst, die Typen fiiid diefelben geblieben, fo wird
Chrifius auch jetzt noch überwiegend bartlos dargeitellt, aber das Formgefühl
ift roher, die Gewandung dürftiger, die Ausführung mechanifcher.
Die Zahl der Denkmäler aus der zweiten Hälfte des 11., der erfien des
I2. Jahrhunderts ift aufserodentlicli grofs, oft ifi ihr Urfprung nachweisbar, und
man findet die meiften deutfchen Land- Kit
fchaften vertreten. Beifpielsweife Weit- T1
falen durch ein Evangeliar aus Harde- T1 l,
hau fen 1) und durch ein anderes aus dem f M4 Jl i
Frauenftift Mefchede mit der Aebtiffin wf f g
Hidda vor der heili en Walburva? WÄÄ i, Ä
Ein ftattliches Werk afs Köln iinff di)e i. X F
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Briefe des heiligen Hieronymus, fur Ks i
Erzbifchof Friedrich (1110-1131) ge- Kiß I;
fchrieben 3). Er thront auf dem erfien
Blatte unter dem fitzenden Chriftus; die 517134
ApoPrel, Johannes der Täufer, Mofes a]? 1'
und in Eckmedaillons die Cardinaltugen- i Ä", (wir ifiiäifg,
den beleben den Rahmen. _Der Pfalz Q, 1 ß ä: J
gehört ein Evangeliarium aus Lim- IM] "XIJ l i l
burg an der Hardt an4), in dem bei i jil "Ul P
aller Schwäche der Zeichnung und Xää- .
fpielenden Kleinlichkeit der Gewandung 1 g, .171; (i
doch mitunter grofsartige Motive durch-
brechen, wie in dem begeiPcerten Evan- s" 1115i 7,32,
geliften Johannes mit emporgerichteten ß w .
Händen. Wichtige Handfchriften aus w,
der deutI-chen Schweiz ünd in den Fig. 74. David, aus dem Pfalter des Notker
Bibliotheken zu St Gallen, Ein- Labeo, St. Gallen. Aus Rahn. S!
fiedeln, Engelberg zu linden 5). Der Pfalter des Noilzer Labeo in St. Gallen
(Stiftbib. Cod. 21), mit treffiichen Initialen in Schwarz und Roth, zeigt in
feinen zwei Zeichnungen, der Madonna mit dem Kinde und dem {itzenden
David, eine Mifchung von barbarifcher Stumpfheit und fchematifcher Behand-
lung, die für diefe Zeit befonders charakterifiifch ift. David, die Füfse auf
Zwei heraldifchen Löwen, fällt durch die langzipflige, verftändnifslofe Gewan-
Clung, die lahmen Motive, die häfsliclien Züge auf, während dabei ÖOCh ein
Streben nach Anfchaulichkeit waltet, auf feiner Harfe fogar eine gefprungene
I) Caffel, Bibl. MSS. theol. F01. 59,
2) Darmßzadt, Bibl. MSS. 1640.
3) Köln, Bibl. des Domcapitels Nr. 59.
4) Köln, Capitelbibliothek 218.
5) Rahm, Kunfigefch. d. Schweiz S. 294.