Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

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Buch. 
Zweites 
Periode. 
Erde: 
Abfchnitt, 
irifchen Gefchmack geblieben. Auf gleicher Stufe, in der Colorirung wie im 
lläläälniäus Stile der Zeichnung, fleht eine vierbändige Foliobibel aus Noaillesl) mit 
b" zahlreichen Bildern in mehreren Reihen, von denen aber viele ausgefchnitten 
find. Am Anfange ift der Erdkreis dargeftellt mit den Perfonificationen von 
Nacht und Tag, faft nackten Figuren, welche die Scheiben des Mondes und 
der Sonne auf dem Kopfe tragen, unter ihnen der Abgrund (Abyssus) als 
Waffer mit Fifchen und einem Menfchenkopfe oben. Adam und Eva, die auf 
den nächften Bildern folgen, find jammergefialten mit äufserfiem Mifsverhältnifs 
aller Theile; beim Sündenfalle fmd Füfse und Kopf Evas im Profile, der Leib 
und die hängenden Brüfie von vorn dargefiellt; kurze und unfinnig lange 
Figuren wechfeln mit einander. Die Andeutung des Terrains iii in einer 
Manier gehalten, die nun in der Malerei romanifchen Stils, auch in andern 
Ländern, allgemein wird, hier aber befonders barbarifch durchgeführt ift: der 
Boden, in wellenförmiger Profilirung, zerfällt in lauter einzelne grüne oder 
auch anders gefärbte Erdklumpen, auf deren Spitzen die Figuren herumiteigen. 
In den Initialen wie in den architektonifchen Formen verkündigt fich eine 
ungeregelte Phantafiik, die am liebften zu abenteuerlichen Thierhguren greift. 
SaiiilililifhlläiriiäalErträglicher iit dann fchon die Bibel aus Saint-Martial in Limoges 
in Limoges. (Paris, bib. nat. lat. 8) mit Dariiellungen in den Initialen und etwas ftrengerer, 
nun aber auch fchon asketifch trockener Zeichnung der Figuren 
Tvlivilfsßlhß Solche Ausfchmückung der Bibeln beginnt typifch zu werden und erhält 
iälirmäiiiläilllrig fich durch das ganze Mittelalter, fcheint aber in Frankreich befondcrs häufig 
 zu fein. Die Bilder befchranken {ich vielfach auf die Füllungen der grofsen 
Initialen vor den einzelnen Büchern der heiligen Schrift. Das grofse I der 
Genefis pflegt über die ganze Seite zu reichen und in einzelnen Medaillons 
die Momente der Schöpfung, dazu etwa noch den Sündenfall und den Heiland 
am Kreuze, als Hinweis auf die Erlöfung, zu enthalten. Scenen mit wenigen 
Figuren eröffnen die Bücher des Alten Teftamentes; einige beilimmte Pfalmen 
(Beatus vir, Dominus illuminatio mea, Quid gloriaris, Salvuin me fac, Exultate, 
Cantate, Dixit Dominus,Dixit insipiens u. f. w.) haben ihre befonderen Anfangs- 
buchftaben mit Figuren, deren Gegenftand feiiiieht. Am Anfang der Propheten, 
Evangelien, Apoitelbriefe befindet {ich Iiets der Autor in der Capitale. So 
ift das Fragment einer Bibel aus dem I2. Jahrhundert (Bib. nat. lat. 58, 58 bis) 
gefchmückt, dann ein derfelben Epoche angehörendes, fchon etwas entwickel- 
NfrpcstTeiln-IICTCS Neues Teftament aus Saint-Martin in Limogesil), in welchem die 
saiiirxiivfiriiiin Initiale des Argumentes zum Lucasevangelium Magdalena, welche ChriPti F üfse 
1"L'moges' falbt, das J des Johannes-Textes die Taufe Chrifii enthält, und Canones mit 
ftrenger Architektur fowie den Brufibildern ChriPti und der ApoPrel, als 
Medaillons in den Zwickeln, vorangehen. Hier {ind die Motive derb, der Stil ift 
ftarr und fchwerfällig, der Ausdruck grämlich. Ohne künfllerifch auf höherer 
Apokalypfß Stufe zu ftehen, zeichnet flch die Apokalypfe aus Saint-Söver in der Gas- 
Sainil-LäevcxuCOgIlC wenigftens durch F arbenreichthum und eine Fülle eigenthümlicher 
Darftellungen aus 4). 
I) Paris bib. nat. Iat. 6; II. Jahrhundert. 
2) Abbildungen bei dem Grafen Bnslarl und bei Lazmndre a. 
3) Bib. nat. lat. 252.  Abbildung bei den Grafen ßastart. 
4) Abb. bei dem Grafen Bastarl und bei Lauandre.
	        
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