256
Buch.
Zweites
Periode.
Erfier Abfchnitt.
Chriiius, der die elf Apoilel zu ihrem Lehrberuf ausfendet (M. endlich die
Himmelfahrt (G. eine grofse, würdevoll aufgebaute Compofition. Chri-
{lus mit dem Kreuzesfcepter in der Linken fchwebt innerhalb einer Mandorla
in die Höhe und ergreift mit der Rechten die Hand Gottes, die ihn empor-
zieht; unten deuten zwei Engel feierlich auf den Heiland, während Maria und
die elf ApoPcel mit ausdrucksvollen Geberden daftehen
Die Impulfe, welche die deutfche Malerei in der Zeit Ottos II. und Ottos III.
empfangen, dauern noch eine Zeit lang fort, doch nicht mehr in der ehemaligen
Kraft. Eine zweite Gruppe von Handfchriften, die Prachtcodices, welche König
Heinäiäsn Heinrich II. in dem Bamberger Dom geftiftet, fleht der erften Gruppe
ßänggiecrier nahe, iil aber in der Behandlung etwas mechanifcher. Die Ausbildung der
Architektur in Canones und Umrahmungen ift diefelbe, ein Schachbrettmufter
tritt ftellenweife als Grund auf, die Initialen find im gleichen Stile, aber häufig
etwas gröber ausgeführt. Die" Figuren find oft mehr in die Länge gezogen
bei kleinen Köpfen mit lahmeren Motiven. Die Auffaffung der heiligen Gegen-
ftände ift meiPrens diefelbe; bei Chriftus überwiegt noch der jugendliche, bart-
lofe Typus, tritt aber nicht mehr ausfchliefslich auf. Griechifche Infchriften
kommen auf den Bildern noch vor, aber feltener.
Degiifääirfnse Zu dem Merkwürdigiten gehören wieder die Dedicationsbilder. In dem
grofsen Evangeliiiarium (München, Cimel. 57, lat. 4452), deffen Widmungsge-
dicht Heinrich ausdrücklich als Stifter nennt, fehen wir ihn und feine Ge-
mahlin Kunigunde, denen der Heiland die Krone des Lebens auffetzt,
feitwärts Petrus und Paulus, unten wieder die Tribut bringenden Länder, aber
diesmal die Germania aufrecht in der Mitte zwifchen zwei Gefialten, die wohl
Gallia und Roma bedeuten, während noch fechs andere Länder als Bruftbilder
erfcheinen. In einem Miffale, das noch die Bamberger Bibliothek bewahrt,
überreicht der König das Buch der Jungfrau Maria. In dem fchönen Miffale
in München (Cimel. 60, lat. 4456) empfängt König Heinrich, wie vorhin mit
kurzem braunem Barte, die Krone des Lebens von dem bärtigen Chriflus und
Schwert und Speer von zwei Engeln, während die Heiligen Ulrich und Emmeram
feine Arme unterilützen. (Fig. 70.) l) Das Vorkommen des Letzteren macht
wahrfcheinlich, dafs diefes Werk in St. Emmeram zu Regensburg entitanden,
und das wird dadurch beftätigt, dafs ein zweites Dedicationsbild 2) die fichtliche
Nachbildung vom entfprechenden Bilde im Codex Aureus Karls des Kahlen
iPc, der fich fchon damals in St. Emmeram befand3): der König thront unter
reichem Baldachine zwifchen zwei Trabanten und vier Ländern.
Evangemen, Die Evangeliftenbilder imponiren in zwei Evangeliarien (München, Cimel.
56 und 59) durch grofsartige Motive, befonders in dem zweiten, das auch noch
Chrifhis vor eine eigenthürnliche repräfentirende Darftellung enthältrf): Aus einer ellip-
deigalffiiifils- tifchen Glorie wachfen vier Medaillons heraus, die feitwärts Sonne und Mond
als Brufibilder clafflfchen Stiles, oben den Himmel als grauen, bärtigen Kopf,
unten die Erde mit langem Haare und hängenden Brüften enthalten. Ueber
l) Abbild. E. Föajfler, Denkmale, B.
stärieuses S. 61.
2) Fäqfier, a. a. O. II. Calzier, nouv.
3) Vgl. oben S. 207.
4) Gallier, n. m61. bibliothäques, 146.
Denkmale,
Calzier,
llOllV.
mälanges
(Tarchäologle,
curiositäs
curios.
myst.