hohe
Das
Mittelalter.
Miniaturmalerei.
Die
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fortfuhr. Nach dem Berichte der Gefchichtsquelle, die von ihm handelt 1),
verlieh ihm der Kaifer ein Bisthum in Italien, das aber Johannes dann wegen
unwürdiger Anforderungen in Stich gelaffen hatte. Indeffen war die italienifche
Kunft damals zu wenig productiv und technifch zu fehr gefunken, um einen
entfcheidenden Einflufs üben zu können. Wirkungsvoller war dagegen ein
gewiffer vorübergehender Einflufs von Byzanz her, den die fächfifche Hof-
kunfl erfuhr.
Freilich waren die Völker des Abendlandes nicht nur räumlich von Byzanz liälilälrurlgven
getrennt, fondern den Griechen auch in Glauben und Sitte entfremdet; dem Halm
Hoehmuth derfelben fetzten fie fchroffe Abneigung entgegen, wie denn Wider-
wille und Erbitterung aus dem Berichte Liudprands reden, derals Gefandter
Ottos I. an den byzantinifchen Hof gekommen war. Dennoch erkannte das
Abendland die byzantinifche Bildung und Kunftfertigkeit an, und deren
prächtige Erzeugniffe waren eine beliebte Waare, die überall begehrt und
gefchätzt wurde.
Auf die Anregung durch derartige künftlerifche lVlufler fcheint {ich aber
der byzantinifche Einflufs befchränkt zu haben. Spuren von der Thätigkeit
griechifcher Künfiler fmd wenigfiens diesfeits der Alpen kaum zu conftatiren.
Eine folche könnte nur vorübergehend und vereinzelt ftattgefunden haben
ohne eine weitere Einwirkung zu üben. So wurde, nachdem Hedwig, die
fpätere Herzogin von Schwaben, noch als Kind für einen griechifchen Prinzen
beflimmt worden, nebPc Sprachlehrern auch ein Eunuch, _der ihrBildnifs malen
follte, gefchickt2). Ferner fammelten {ich an verfchiedenen Orten, ebenfo wie
Schottenrnönche, auch griechifche Mönche an 3). Wandernd zogen einzelne
Griechen durch die Länder und verlangten manchmal Aufnahme in die Ge-
noffenfchaft abendländifcher Klöfler4), und es ift immerhin möglich, dafs unter
diefen Mönchen auch Künfiler vorkamen. Aber wichtiger war jedenfalls der
Handelsverkehr, und bedeutungsvoll für die Bekanntfchaft mit byzantinifcher
Kunfi wurde in Deutfchland erPt die Vermählung Ottos II. mit der griechi- cää-iiqirähe
fchen Prinzeffm Theophano. Mit grofsem Geleite und mit prächtigen Ge-
fchenken war f1e gekommen 5), und damit lernte ein Gefchlecht, deffen Ver-
iländnifs durch die geiftigen Befirebungen der Zeit geweckt war, die verfei-
nerten Sitten und Lebensbedürfniffe der Griechen wie ihre glänzenden Fertig-
keiten in den verfchiedenften Techniken kennen. Während die Production
älterer Richtung in Deutfchland ruhig fortdauerte, tritt plötzlich in Arbeiten,
die in der Umgebung des Hofes entftanden waren, ein neuer Gefchmack auf.
Er ifl in den Elfenbeinfchnitzereien der Buchdeckel, den Leiftungen der Gold-
fchmiedekunfl und des Email nachweisbar, endlich auch in der Illumination
einer Anzahl von Codices, die grofsentheils für Perfönlichkeiten des Königs-
haufes felbft hergefiellt waren.
1v, 628 r.
I) Vita Balderici ep. Leod. cap. 13 f. Klon. Germ. S5. IV, 628 f.
2) Cafus Scti. Galli. Mon Germ. ss. 11, s. 123.
3) So in Toul unter dem Bifchof St. Gerard (967-994) M011. G.
.4) Mon. Germ. SS. IV, S. 445, 452.
S) Widukind III. cp. 74,-Benedicti Chronicon cp. 38, 'l'hietmar II.
M011.
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