byzantinifche Malerei.
Die
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ftrengfler Bevormundung der GeiPclichkeit. Diefe fchreibt die Gegenüände
und deren Behandlung vor, wacht über die Moralität der Maler, hat es in der
Hand, ihnen den Betrieb des Gewerbes zu geftatten oder zu unterfagen. Die
Bifchöfe allein können einen Schüler zum Meifter ernennen und haben darauf
zu fehen, dafs nach den alten Vorbildern gearbeitet wird. Ein Malerbuch,
dem vom Berge Athos analog, Podlinnik genannt, forgt für ftrenges Fefihalten
der Tradition und der Schablone 1). In neuerer Zeit nahm immermehr eine
Darflellung in ganz kleinem Formate mit fauberen, aber höchft kümmerlichen
Figürchen in lebhaften Farben überhand. Der Ton wurde oft fchwerer, im
Fleifche einförmig braun, doch mit fcharf eingefetzten Lichtern bei glattem
Vortrage. Der Materialprunk Preigerte fich, bis endlich, namentlich feit dem
I8, Jahrhundert, die Gewohnheit aufkam, nur die Fleifchpartien zu malen, alles
Uebrige aber mit reich verzierten Metallbekleidungen zu belegen. So hat
fich in der ruffifchen Kirchenmalerei ein gänzlich herabgekommener, geifilofer
und formlofer byzantinifcher Stil bis in die neueite Zeit erhalten. Gerade die
Schwäche der fpäteren byzantinifchen Kunft, die keine freie Selbftbeftimmung,
keinen Ausdruck eigener Empfindungen kannte, aus keinem fchöpferifchen
Volksbewufstfein hervorging, fondern ftarr nach Regel und Vorfchrift arbeitete,
war dem knechtifchen, eigenen Strebens unfähigen Sinne der Ruffen zugänglich.
Nirgends in den {lavifchen Ländern hat es die äufserlich übernommene
byzantinifche Kunfl zu einer felbftändigen Entwicklung gebracht.
Anhang zu
Buch
Srlnver, das
der Malerei
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