Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

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Zweites Buch. 
Periode. 
Dritter Abfchnitt. 
her empfingen, auch inikünfilerifcher Beziehung zu diefem, byzantinifches 
81mm. Kunfigebiet fmd aber die meiften füdilavifchen Länder, befonders Serbien, 
während in Croatien und Dalmatien byzantinifcher Einiiufs [ich mit italie- 
nifchem kreuzt. Eine bulgarifche Chronik in der Vaticana (Ruthen. MSS Nr. I), 
für Johannes Alexander, König der Bulgaren, um 1350 gefchrieben, zeigt by- 
zantinifchen Stil bei völlig barbarifcher Behandlung, meiit mit kurzen, grofs- 
köpfigen Figuren 1). Die Kirchenmalerei in Serbien ift bis in die neuefie Zeit 
hinein in einem abgefchwächten byzantinifchen Stile gehalten. 
{ufslali-i. Auch Rufsland 2) empfing von Byzanz den chrifilichen Glauben und die 
Kunft, die zunächft, bis zum I2. Jahrhundert, hier auch ganz in der Hand 
griechifcher KünPder ruhte. Während die Plaftik aus den Kirchen ausge- 
fchloffen war, wurden diefe über und über mit figürlichen Malereien bedeckt. 
Unter den Mofaiken {ind die von Kiew hervorragend, die der byzantinifchen 
Tradition am nächPren Pcehn. Daneben Enden die Wandmalerei und die 
Tafelmalerei Aufgaben. Das Ikonoftafion, eine mit Heiligenfiguren überfäete 
Bilderwand, trennt den Raum der heiligen Handlung von der Gemeinde. 
Ebenfo gehören Heiligenbilder zur nothwendigen Ausfiattung des Haufes. 
Endlich wird die Miniaturmalerei angewendet, in deren Ornamentik neben 
den byzantinifchen aber auch eigenthümlich entwickelte aflatifche Motive 
auftreten 3). Die Production iPc eine ganz rnaffenhafte und fabrikmäfsige, {ie 
begnügt fich mit rein fchablonenhafter Wiederholung des Hergebrachten. 
Strenge Feierlichkeit geht überall durch, Greife und ernfte Männer gelingen 
beffer als weibliche und jugendliche Geftalten; die Darftellung rein menfch- 
licher Verhältniffe ift diefer Kunft verfchloffen, was befonders die Madonnen- 
bilder zeigen. Wie in den Katakombenbildern iitzt Maria mit erhobenen Hän- 
den da, und der Chrifiusknabe auf ihrem Schofse, ohne eine Spur kindlichen 
Ausdruckes, erhebt fegnend die Hand. Von fpäteren und geringeren byzan- 
tinifchen Arbeiten laffen {ich die ruffifchen oft nur durch ihre Infchriften unter- 
fcheiden, aber auch in diefen erhalten {ich einzelne griechifche Ausdrücke. 
In den älteren Perioden lind Kiew, Pikow, Roftow, Wladimir, Nowgorod, 
Moskau die Sitze befonderer Schulen. 
Die älteren Arbeiten iind die befferen. Allmählich fchwinden die Bezie- 
hungen zum byzantinifchen Reiche. Schon die Leifiungen des I3. und 14. jahr- 
hunderts find {iark gefunken, doch am Schlufse diefer Periode wirkte ein Maler 
Andreas Rublcj", auf den fpätere Zeiten mit Verehrung zurückblickten. Nach- 
dem während des I5. Jahrhunderts gewiffe Annäherungen an das Abendland 
Ptattgefunden hatten, und ein neuer Stil, den man Friajsky (wahrfcheinlich 
nffäDkifChlK) nannte, [ich einzubürgern fchien, trat eine ftarre Reaction ein. In 
dem von Iwan dem Schrecklichen (1533-4584) gegebenen nStoglavu Ptellt 
das 43. Capitel Vorfchriften über den Betrieb der Malerei auf. Die Maler, 
obwohl fie damals grofsentheils dem Laienftande angehörten, ftanden unter 
I) Aginraurt Taf. 61. 
2) Ausführlicheres bei Sclmaafe u. (Jngzr a. a. O.  Neue Mittheilungen nach den Forfchungen 
von Theodor Bzjslaizzß" in Moskau hat  P. Rirhter, Ulmfere Zeit, Neue Folge, XIII (1877), Heftig, 
gemacht. 
3) Virlor de Boutawky, Histoirc de Pornement russe du X. au XVI. siäcle. Paris 1870. 2 Bde. 
F01.  E. WaZIet-le-Duv, L'art russe, Paris 1877.  
	        
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