Die byzantinifche Malerei.
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3) Der Tod des Heuchlers, des Gerechten, des Sünders. 4) Die Vergänglich-
keit des zeitlichen Lebens, eine concentrifch geordnete Compofition, die den
Darfiellungen der Zeit- und Weltkreife nebfl dem Glücksrade in der mittelalter-
lichen KunPr des Abendlandes verwandt ift. Im innerilen Kreife fah man die
Welt als gekrönten Greis, im zweiten die vier Jahreszeiten durch Männer in
entfprechender Situation verfinnlicht, im dritten die zwölf Monate, verkörpert
in den Zeichen des Thierkreifes; aufsen die fieben Altersftufen, die Kinder
anfteigend, den Jüngling auf der Höhe des Rades, den Greis unten, bedroht
vorn Tode, während der Drache lauert, feitwärts Engel, welche das Rad drehen.
Der letzte Abfchnitt lehrt, wie die Bilder in den Kirchen zu vertheilen Yilflrtlläüäls
und zufammenzuflellen find. Berückfichtigt werden auch noch die Weihbrunnen-
häufer, welche das Bild vom Brunnen des Lebens und altteflamentarifche Vor-
bilder der Taufe enthalten, und die Refectorien. In diefen {ind aufser dem
Abendmahle andere Speifungen des Neuen "Teftamentes darzuflellen, ferner
Gleichniffe ChriPci, wenn Platz ift apokalyptifche Bilder, und am unteren Ende
jene zuletzt erwähnten Allegorien des Mönchslebens.
Die Art, in welcher uns das Malerbuch vorliegt, läfst zwar nicht ent-
fcheiden, was von feinem Inhalte älteren Urfprunges ift und einer bis in die
befferen Perioden der byzantinifchen Kunft zurückreichenden Ueberlieferung
feine Entüehung verdankt. Aber es bietet ein merkwürdiges Compendium der
chriitlichen Ikonographie, wie fie vielfach nicht nur in der byzantinifchen,
fondern auch in der abendländifchen KunPc Geltung hatte.
Mit der Würdigung diefer fchriftlichen Quelle kann man die Ueberficht
der byzantinifchen Malerei fchliefsen. Es bleibt nur noch übrig einen Blick
auf diejenigen Länder zu werfen, deren Kunft von dem Centrum der chriitlich-
griechifchen Welt her direct beeinilufst wurde.
Die
VOII
Byzanz
beeinflufsten
Länder.
So lange das byzantinifche Reich die Aufgabe erfüllte, von der Cultur Einrluß b;-
und Kunft des Alterthums foviel zu bewahren, wie llCh unter der Umgeilaltung mnilaliiiiiiiier
der Verhältniffe fePrhalten liefs, war feine Wirkung auf die Völker, die es {ich
unterwarf, fowie auf diejenigen, welche an das Reich angrenzten und mit dem-
fclben in Berührung kamen, eine außerordentliche. Da wir uns auf die
Malerei befchränken, kommt zunächft die Kunft der Muhammedaner nicht
in Betracht, deren Malerei und muflvifche Arbeit fich urfprünglich auf das
Ornamentale befchränkte; wo fpäter die Grenze überfchritten wird, liegt
dann fchon eine Anregung von der abendländifchen Kunft dem zugrunde.
Anders fleht es mit denjenigen Völkern, welche von Byzanz her Zum
Chriftenthume bekehrt wurden. Den byzantinifchen Stil, immer fchon in
Ausartung, findet man in armenifchen Manufcripten wieder. Völlig roh, zälälelgäfge
dennoch unter fichtlichem Einflufs von Byzanz erfcheinen die Miniaturen kop- rtfäirgt1rl1la-
tifchen und aethiopifchen Urfprungs 1). Von den Slavcn gehören nur
die nordwePdichen Stämme, welche Cultur und Chriitenthum von Deutfchland
I) Proben bei
Vwßzoaad,
Palaeographia
SaCfü.