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Zweites Buch.
Periode.
Abfchnitt.
Dritter
Die nächften Darftellungen {ind von feierlich repräfentirendem Charakter.
I) die göttliche Liturgie, das heifst die Dreifaltigkeit: Chriftus, in erzbifchöf-
lichem Gewande neben dem Vater thronend, und die Taube des Geiftes, um-
ringt von Engeln mit Rauchfäffern, Marterwerkzetigen u. dgl. 2) Die ganze
Geifterwelt: Chriftus thronend im Himmel, umgeben von den Evangeliften mit
den Thierköpfen ihrer Symbole auf dem menfchlichen Körper, rings die neun
Chöre der Engel, tiefer die Chöre aller Heiligen mit den Geftalten des Alten
Teftamentes. Zwifchen beiden Bildern ift eine Darftellung des Sacramentes der
Euchariflie eingefügt, diesmal aber nicht als Mahl ein folches kam fchon
früher vor_ fondern als eine feierliche Spendung in Form kirchlicher Ceremonie,
welche Chriflus feinen Apofleln gegenüber vornimmt. Dann ein Cyclus von
Bildern aus der Offenbarung, die Wiederkunft des Herrn und das jüngfte
Gericht. Acht Scenen aus der Legende Marias fmd fo geordnet, dafs {ie {ich
auf ihre Fefte beziehen. Dann folgt der Brunnen des Lebens: Maria mit dem
Kinde Pceht vor einem prächtigen Brunnen, um Welchen Patriarchen, Könige
und Königinnen, Füriien und Fürftinncn, Arme und Elende {ich fammeln, um
zu trinken und fich zu wafchen. Die zwei nächften Bilder ndie Propheten
obenu und das nUeber dich freuet (ichu, flnd bildlich dargeftellte Hymnen an
die Madonna, welche auf dem erften von Erzvätern und Propheten, auf dem
zweiten von Heiligen aller Art gefeiert wird. Aufserdem {ind 24 Stationen aus
der Marienlegende angegeben.
Die Einzelfiguren des Neuen Teftamentes beginnen mit den Apofteln.
Sie {ind in ihrer körperlichen Erfcheinung kurz und prägnant charakterilirt,
Johannes als Greis; aber von weiteren Attributen, mit Ausnahme von Büchern
und Schriftrollen, ift nicht die Rede. Jacobus der Jüngere und Thaddäus
fehlen, ftatt ihrer {ind die Evangeliflen Lucas und Marcus eingereiht. Die
Evangeliften kommen noch einmal {itzend und fchreibend mit ihren fymbo-
lifchen Thieren vor. Unter den zahlreichen Heiligen {ind viele minder be-
kannte, fpeciell der griechifchen Kirche angehörige. An die heiligen Bifchöfe
und Diakonen reihen {ich die Märtyrer, unter denen die kriegerifchen, zunächii:
Georg, voranftehen. Es folgen die Anargyren oder Verächter irdifchen Gutes,
die Einfiedler und Styliten, dann die Dichter der chriftlichen Welt, mit Stellen
aus ihren Werken, und die Gerechten, an ihrer Spitze Kaifer Conftantinus,
die weiblichen Heiligen verfchiedener Art. Sodann eine Anzahl Ceremonien-
bilder, die Kreuzerhöhung durch die heilige Helena, die fieben heiligen Synoden,
die fchon in älterer Zeit häufig gemalt wurden, fo die fechs erften im Jahre 711,
aus Oppofition gegen den ketzerifchen Kaifer Philippicus Bardanes, einit zu
St. Peter in Rom; ferner die Aufitellting der Bilder nach Beendigung des Bilder-
fireites. Hierauf kommen die Wunder und die Martyrien einzelner Heiliger, an
ihrer Spitze der Erzengel Michael und Johannes der 'I'äufer. Den Schlufs bilden
ein paar allegorifche Compofltionen, bei welchen die lehrhafte Tendenz meift
das Bildmäfsige vollkommen zurückdrängt; I) Das Leben des wahren Mönches;
er erfcheint in feiner Kutte an das Kreuz gefchlagen, rings {ind feine Verfuch-
ungen verfinnlicht, Alles ift mit Infchriften überfäet. 2) Die Himmelsleiter; über
ihr Chriftus, unter ihr der lauernde Drache; Mönche fuchen emporzulteigen,
aber nicht Allen gelingt es. Eben diefes Motiv wurde auch im Abendlande,
hier aber freier, verwerthet, in dem Luftgarten der Herrad von Landsperg.