Die layzantinifchc Malerei.
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Palaftes mit verfchiedenen Blumen in reicher Farbe und zartefter Ausführung
gefchmückt, fo dafs der Saal wie eine Rofenlaube erfchien 1). Ein Bild folcher
Raumdecorationen werden wir uns annähernd vergegenwärtigen können, wenn
wir die Umrahmungen der Canones in damaligen Evangelien-Handfchriften,
etwa in dem zierlichen Codex Gr. 64 zu Paris, betrachten 2).
Endlich gehört aber der Epoche Bafilius des Makedoniers auch manches in sHalgia
der von Juftinian erbauten Sophienkirche an, vielleicht das Aeltefte von 01mm
dem, was erhalten iPc und bei Gelegenheit der neueren Reftauration aufgenommen
und publicirt wurde 3). Das ift um fo erklärlicher, als auch die Hagia Sophia
in der bilderfeindlichen Zeit nicht unverfehrt geblieben fein konnte.
Im Inneren wird der Epoche Juftinians eine feierliche Engelligur mit Stab
und Weltkugel zugefchrieben, die am Tonnengewölbe der Hauptapüs zunächft
fleht. Die Publication reicht zur Beurtheilung nicht hin. An der Halbkuppel
der Apfis thront Maria mit dem vor ihr ftehenden Kinde. Die Kuppel ent-
hielt einft, älteren Nachrichten zufolge, Chriftus als Weltrichter auf dem Regen-
bogen; die vier Zwickel, auf denen fie ruht, werden von mächtigen Cherubim-
köpfen gefüllt. Die vier Tragebögen unterhalb der Kuppel zeigen am Scheitel
ftets ein Medaillon, an ihrem Beginne jederfeits eine Einzelfigur, die über dem
Gefimfe des Hauptpfeilers fteht; fo enthält der weftliche im Runde die Madonna
nebPc Spuren vom Kopfe des Kindes und beiderfeits Petrus und Paulus, aus
der Zeit des Kaifers Bafilius I, der die weftliche Apfis herftellen liefs. Die
Gegenftände werden in feiner Biographie von Conftantin Porphyrogennetos be-
fchrieben 11). Noch fpäter find die Mofaiken an der Leibung des Nordbogens: in
dem Medaillon ein goldener Tifch mit Buch und Kreuz, an den Seiten Johannes
der Täufer und die betende Maria, der zu Füfsen Johannes Palaeologos kniet.
So hat alfo auch die zweite Hälfte des I4. Jahrhunderts, die Periode äufserften
Verfalles, hier ihre Spur hinterlaffen. An den grofsen Schildbögen nördlich
und füdlich, in drei Reihen neben und unter den Fenftern, ftehen würdevolle
Koloffalfiguren von Heiligen, Märtyrern, Propheten und Engeln, fammtlich
wohl erit aus dem II. Jahrhundert, wenn nicht theilweife aus noch fpäterer
Zeit. Einige RePre find auch noch im Gynaeceum, dem Frauenchore über den
Seitenfchiffen, zu finden, fo die Ausgiefsung des heiligen Geiftes in einer
der kleinen Kuppeln: in der Mitte der thronende Chriftus, rings, wie die
Speichen eines Rades, die Apoftel in ftrenger Unbewegtheit, Flammen über
den Häuptern, in den Zwickeln vier Volksgruppen mit fichtlich niedrigeren
TYPen der Köpfe und farbigen Gewändern, während die Heiligen alle weifs
gekleidet find.
Endlich füllt ein berühmtes Bild, ein kniender Kaifer vor Chriftus, das
B0g6nfeld über der mittleren Eingangsthüre, die aus dem N arthex (der Vorhalle)
in die Kirche führt (Fig. 64). Der Erlöfer auf prächtigem Throne erhebt fegnend
die Rechte und hält mit der Linken das offene Buch; ihm zur Seite erfcheinen
zwei Medaillons mit den Bruftbildern Marias und eines Engels. Der Kaifer,
Berlin
Conßantinopel,
I) A. a. O. S. 456.
2) Labarte Taf. 83.
3) Salzenberg, altchriilliche Baudenklnale von
Labarte Taf. 118 f.
4) Thenphanes cnntinuatus, a. a. O. S. 322.
bei
fol.
1854
Danach einiges
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