Malerei.
byzantinifclme
Die
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in Paris (Bib. nat. gr. 543, 550) aber erft dem 13. Jahrhundert angehören.
Die Initialen find meiit aus denfelben Geftalten zufammengefetzt, die in den
Hauptbildern darüber vorkommen, und bilden kleinebiblifche Scenen. Während
die abendländifche Miniaturmalerei des romanifchen Stiles damals innerhalb
reich verzierter Initialen phantaflifche Figuren oder auch religiöfe Scenen und
Geltalten anbrachte, bilden hier wieder die Figuren felbit den Körper des
Buchftabens, nicht immer, wie bei jenen Thier-Initialen, ohne
jede ornamentale Ergänzung, wohl aber mit einer folchen, flllwy
die {ich auf das Allernothwendigfte befchränkt (vgl. Fig. 63). h
Ob diefe Neuerung die Folge eines abendländifchen Ein- Prämiss-
fluffes ift, kann zweifelhaft fcheinen. Wohl aber möchten wir y
einen folchen bei einer anderen Eigenthümlichkeit erkennen, i" I Q
die der erwähnte Codex gr. 550 in Paris aufweift. Nicht nur .4
an Bordüren kommen hier zahlreiche Thiere vor, fondern Q
wir fehen auch fcherzhafte Einfälle an verfchiedenen Stellen l
auf den weifsgebliebenen Rändern: einen Knaben, der mit
einem Bären kämpft, einen Buben, der auf den Baum klettert,
Kinderfpiele aller Art. Das erinnert an die Dröleries der Ahendländi
abendländifchen, befonders der franzöüfchen Manufcripte, Eiiiiflifis.
und da das Buch von Erfchafftmg der Welt 6771, das heifst Fig, 63. Initiale.
vom jahre 1263, datirt ift, wäre ein Einilufs von jener Seite Nach T-almrtß-
erklärlich, bald nach der Periode der Kreuzzüge und nach
dem Untergange des lateinifchen Klaiferthums in Conitantinopel (1204-1261),
als franzöflfches Ritterthum fich hier feftgefetzt, und fein Gefchmack fogar auf die
griechifche Literatur gewirkt hatte. Im British Mufeum (Egerton 1139) befindet
(ich eine etwas frühere Handfchrift, der Pfalter der Melifenda, Tochter König Pfnlrei- der
Balduin's II. und Gattin König Folco's von jerufalem (1131-1141), in luchfmdn"
welchem der Urheber der byzantinifchen Miniaturen feinen Namen in latei-
nifcher Schrift und Sprache angegeben (Bafilius me fecit), zugleich aber auch
mehrere Bilder und befonders Initialen von abendländifcher Künfllerhand vor-
kommen. Hier {tehen beide Stile im felben Buche gefondert neben einander;
dafs in der Folge eine Vermifchung beider bis zu einem gewiffen Grade ein-
treten konnte, iPr begreiflich.
Aber höchilens folches fpielende Beiwerk entnahm die chriftlich-griechifche 0121110111:
Kunft damals den abendländifchen Muftern, ohne eine nachhaltige Anregung karmÄÄ-ung.
und die innere Wandlung, deren fie bedurft hätte, zu erfahren.
Waren die Bilder der zuletzt erwähnten Handfchriften fchon immer
fchwächer, lahmer, geiftlofer, auch in der Farbe greller geworden, fo kommt
nun auch die Technik, die noch am längften vorgehalten hatte, mehr und mehr
herab, wie in der Gefchichte von Barlaam zu Paris (Bibl. nat. Gr. 1128).
Wie weit fchliefslich die Verkommenheit in der letzten Zeit vor der türki-
fchen Eroberung gediehen war, zeigt eine unter Man uel Palaeologos ent- Codex de,
Pcandene Arbeit im Louvre (Muse-e de la renaissance, ivoires, Nr. 53).1) Diefer Pxiltjjäoi
Kaifer war bei feinem Aufenthalte in Frankreich im Jahre 1401 in der Abtei P "15-
Saint-Denis gewefen und fandte derfelben {ieben Jahre fpäter eine ältere Hand-
I) Laöarlc, Taf. 88.
Sefchichte d. Malerei.