byzantinifche Malerei.
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flanden, die Gewänder fmd von claffifchem Wurf, ohne Ueberladung. Zarte,
kühle Töne, blau, violett, grau und weifs, herrfchen in ihnen, während der
Fleifchton kräftig und warm ift. Auf folcher Höhe ftand alfo die byzantinifche
Kunft noch unmittelbar vor der Zeit, in welcher durch die Heirath der byzantini-
fchen Prinzeffm Theophanu mit Otto II. ein bedeutungsvoller Einflufs ihrer
Leiftungen fich im Abendlande geltend machte. Aber gleich darauf, gerade
als in Deutfchland die erften Schritte zu einem neuen Auffchwunge gefchahen,
war diefe Nachblüte in Byzanz vorbei, wo dann nichts mehr der künftlerifchen,
Eritarrung Einhalt thun kann.
An der Grenze der Verfallsperiode ftehen fchon die für den Kaifer Eääilälnglsfs
Bafilius II. (976- 1025) ausgeführten Manufcripte, befonders fein Pfalter in der BfrlflaLgßrIL
Marcusbibliothek zu Venedig (Cod. XVII.)1)._ Ein grofses Dedicationsbild am Venedig-
Anfange enthält den gewappnet daftehenden Kaifer, den ein Engel auf Chrifti
Geheifs krönt, während acht Geitalten in dem knechtifchen Ceremoniell des
Hofes ihm adorirend zu Füfsen liegen. Der kriegerifche Monarch erfcheint noch
charakterifiifch und würdevoll, nur in der Beinftellung unflcher. Der Fleifch-
ton ift kräftig, der Vortrag breit. Sechs Scenen aus der Gefchichte Davids auf
dem nächften Blatte zeigen ein paar gute Motive, fo David im Kampfe mit dem
Löwen, aber den zu fchlanken Gellalten fehlt meift die Feftigkeit in Haltung
und Bewegung. NVie forglos der Maler verfuhr, zeigt der Umiland, dafs von
den neun Perfonen, die Davids Salbung beiwohnen, nur die drei vorderften
richtig ihre Beine haben, während für die Uebrigen nur noch Ein Bein vor-
handen ift, das aber feiner Stellung nach keinem von ihnen zukommen kann.
Noch immer entftehen Handfchriften, bei denen die Fülle und Mannigfal- ßfßggläilllfn.
tigkeit der Gegenftände wie dieAuffaffung derfelben uns feffelt, fo das ebenfalls
für Kaifer Bafilius II. gefchriebene Men ologiu m (Heiligenkalender) der Vaticana
(Nr. 1613)?) oder ein vom Jahre 1066 datirter Pfalter im British Mufeumil). Das Egaääegl-I
Befte iPc ftets noch ein Nachklang früherer Zeit, wie die Perfonificationen, im
Menologium die Geltalt Aegyptens mit der Mauerkrone, im Pfalter die Flufsgötter
Euphrat und Tigris bei der jüdifchen Gefangenfchaft, der Schlaf, der, einem
Engel ähnlich, fächelnd neben dem "fchlummernden David fteht, der jugend-
liche Sonnengott, der hier auf feinem Viergefpann über biblifchen Geftalten
erfcheint. In demfelben Buche lebt oft eine ganz altchriftliche Darftellungs-
weife fort, zum Beifpiel bei den Männern im Feuerofen, der Anbetung
der Könige und der Erweckung des Lazarus. Daneben treten aber auch
Wandlungen in der Auffaffung zu Tage, auf einem der zwei Bilder der Kreuzi-
gung ift fchon das Hängen und {ich Ausbiegen des Chriftuskörpers merklich,
das erft mit der Entartung der byzantinifchen Malerei aufkommt. Hierher ge-
hören auch die phantaftifchen Teufelsfratzen bei der Verfuchung des heiligen
Antonius. Formgefühl, Zeichnung, Gewandung haben erheblich nachgelaffen.
Wie weit der Verfall fchon zu Ende des II. Jahrhunderts gediehen _I0h.Chry-
war, zeigt die Auswahl aus den Werken des Johannes Chryfoftomos in fiiiifrgim
Namen der
Blachernita,
I) Lnbarle Taf. 85 f.
2) Mit 430 Miniaturen; Agimozzrt Taf. 31-33. Hier {lud auf den Blättern die
Illuminatoren angebracht: Georgios, Simeon, Michael Mikros, Menas, Neflor, Michael
Simeon Blachernita, Pantaleon.
3l Auf der Verfleigerung Borrel erworben. Hat fehr gelitten.