Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

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Buch. 
Zweites 
Periode. 
Abfchnitt. 
Dritter 
in tieffter Zerknirfchung, das Geficht im Staube, hinter ihm die Reue, die 
finnend fich auf eine Brüftung lehnt. Unter den folgenden, auf Mofes und 
auf Propheten bezüglichen Bildern ift der betende Jefaias befonders fehön, 
umgeben von der Nacht mit Sternenfchleier und gefenkter Fackel und dem 
Morgen, einem holden Knaben, der die Leuchte erhebt  Auf dem letzten 
Bilde, das den König Hiskia auf dem Krankenlager, dann nochmals 
betend darftellt, erfcheint hinter ihm die Perfonification des Gebetes, den 
Finger gegen den Mund erhoben, wie eine antike Mufe auf pompejanifchen 
Wandbildern, an die auch die Scenerie, der Palaft mit feiner Treppe, die 
Felfen und Bäume erinnern, hinter denen der Himmel zart röthlich ftrahlt. 
32:33:. Einen Beleg dafür, dafs in diefer Periode oft directe Copien älterer Vor- 
'bilder geliefert werden, bietet die chriftliche Topographie des Cosmas in 
der Vaticana (Nr. 699), eine Handfehrift aus dem 9. Jahrhundert, deren 54 
Bilder nur Reproductionen von Miniaturen aus dem 6. Jahrhundert, der eigenen 
Zeit des Autors, f1nd2), allerdings mit fchwätcherem Vcrftandniffe in der Aus- 
führung, namentlich mit mangelhafter Zeichnung der Gelenke. Auf Bl. 63b 
thront in der Mitte König David, neben welchem der Knabe Salomo fteht. 
Darüber ein Medaillon mit dem Kopfe des Samuel, darunter zwei Tänzerinnen 
in clafflfchen Motiven der Bewegung, feitwiirts fechs Chöre des Tempels, jeder 
angeordnet wie ein Rad, deffen Speichen acht Figuren bilden. Durch Kühn- 
heit der Bewegung überrafcht Elias der auf dem feurigen Wagen gen Himmel 
fährt, während Elifa feinen Mantel behält (66193). 
VJaotEäB Dem 10. Jahrhundert gehört wahrfcheinlich die grofse (9,75m- lange) 
 Pergamentrolle mit colorirten Zeichnungen aus der Gefchichte des Jofua nebft 
erklärenden griechifchen Infchriften in der Vaticana (Palatin. Gr. 405) an. 
Das Machwerk iIt breit, ja flüchtig, aber viele Motive, befonders die lebendig 
bewegten Kampffcenen weifen noch auf antike Vorbilder zurück. Wirkungs- 
voll ift die Scene in welcher Jofua, ein Heros in römifcher Rüftung, der 
Sonne Stillftand gebietet; hinter den anftürmenden Ifraeliten fitzt hier die 
Stadt Gabaon als edle Frauengeftalt mit Mauerkrone und Sceptcr, obwohl 
aufserdem etwas höher noch eine Stadtanficht angebracht ift4).  Sonft wird 
das Local, ja der Fufsboden nicht angedeutet, und an Perfpective fehlt 
es ganz. 
ravangeiiij- Zu den letzten Beifpielen eines Denkmals von edlem Stil, welche 
"äätaiiläki? wir kennen, gehört endlich ein Evangeliaritlm zu Paris (Bibl. nat. Gr. 70), 
phiarfjisih deffen genaue Datirung von befonderem Werth ift. Am Schluffe iPc angegeben, 
dafs es unter Nikephorosi Regierung gefchrieben worden, und dies kann nur 
Nikephoros II. (963-969) fein. Die Evangeliitenß) erfcheinen jedesmal 
ftehend, aber ohne Boden unter den Füfsen, auf Goldgrund; die Köpfe athmen 
tieferes Leben, die Füfse fmd klein, aber meift ebenfo wie die Hände wohlver- 
I) Mantfazzcvn, Palaeographia graeca, Paris 1708. Abbildung zu S. I3. Achnliches Motiv im 
Jefaias der Vaticana, Agincaurl, Taf. 46. 
z) Nach Mnfaucon. Vgl. Lzzäarle, wo auf Taf. 79 clns zuerfl; befchriebene Bild. 
3) Agincaurt Taf. 34. 
4)" Palaeog. Society Taf. 108.  Vgl. Aginraurt Taf. 28-30. 
5) Labnrle Taf. 84.  Vgl. auch Silvestre, Bd. II.  Vdrwandt die Evangeliarien Gr. 64, Paris, 
Bib. nat., und Cimel, B. 4, Suppl. Kollar VI, Wien, Hofbibliothek.
	        
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