Zweites
Buch.
Periode.
Dritter
Abfchnitt.
zurücktrat, um fo erklärlicher ift. Ferner greift die halb orientalifche Hof-
tracht allgemeiner Platz, deren fchematifche Wiedergabe die antiken Motive
zurückdrängt. Auch in der Farbe macht {ich Conventionelles geltend; im
Fleifchton wechfelt, je nach Gefchlecht und Rang, ein derber bräunlicher Ton
mit einer in das Grünliche fpielenden Schattirung, die fein, aber nicht immer
gefund wirkt. Am merklichften find die Schwächen in der Perfpective. Die
Objecte reichen in die Höhe {tatt in die Ferne, und ihre Gröfsenunterfchiede
find nicht immer entfprechend. w
Gflägiraxän Die zwei Hauptwerke der Zeiit befinden fich in der Nationalbibliothek zu
Paris.. Paris. Zunächft die Predigten des heiligen Gregor von Nazianz, für
Kaifer Bafilius den Makedonier (867-886) gefchrieben (Gr. 510). Die zahl-
reichen Bilder fmd fchlecht erhalten, aber breit und gefchickt behandelt,
gemalt auf goldenen oder auchhauf fehr feingeilimmten grünen Grund, von
dem die Farben Pcark abblätterln. Die eben aufgeführten {tilifiifchen Eigen-
thümlichkeiten treffen hier vollkommen zu, aber die malerifche Gefialtungs-
kraft ift noch immer bedeutend, die Zahl und Mannigfaltigkeit der Gegen-
{fände ifi aufserordentlich, und von Tracht und Lebensformen diefer Zeit
empfangen wir hier ein ebenfo treues Bild wie von denen des 5._lahrhunderts
in der Wiener Genefis. Auf einen thronenden Chriftus und die Dedications-
bilder mit Kaifer und Kaiferin, die leider befonders Pcark gelitten haben,
folgen Scenen aus dem Alten und dem Neuen Teftamente, auch aus der Paffion;
ferner Apoflelmartyrien, fpätere Legenden, Bilder aus der Gefchichte des
Julianus Apoiiata, eine Darftellung des zweiten Con-cils. Auch hier fincl die
Verhältniffe der Figuren fowie manche Motive noch ganz antik, aber der
Ausdruck der Köpfe, wenn auch ruhig und feierlich, grenzt an das Asketifche,
und in den Bewegungen fehlt oft das volle Verfiändnifs für den organifchen
Zufammenhang der Glieder. Ein befonders edles Beifpiel ift der Ezechiel vor
dem Herrn (Fig. 60) 1).
ro. Jahrhun- Noch bedeutender, von weit engerem Zufammenhange mit der claffifchen
Piiäirfär. Kunii, dabei wohl erhalten ift ein Pfalterium nebit Commentar (Gr. 139,
Paul Anfang des IO. Jahrhunderts) mit vierzehn grofsen Bildern, die, umrahmt von
mattem Goldrande mit einfachem Ornamente, jedesmal die Foliofeite einnehmen
und Vorbilder einer noch höher Pcehenden Zeit zur Vorausfetzung haben.
Auf dem erfien Bilde (Fig. 61) fitzt David als Hirt da und fchlägt den Pfalter,
eine fchöne claffifche Frauengefialt, die Melodie, lehnt {ich mit dem linken
Arme auf feine Schulter, während der rechte ihr läffig im Schofse ruht. Der
Kopf einer Nymphe laufcht gegenüber aus dem Gebüfche hervor, und vorn
unter einem Felfen ruht in kühner Stellung der Berggott Bethlehem, da-
neben Schafe, Ziegen und ein Hund am Waffer; eine Landfchaft mit antiken
Gebäuden, Brunnen, Bergen bildet den Hintergrund. Trotz-incorrecter Per-
fpective, trotz zahlreicher Schwächen im Einzelnen, die bekunden, dafs die
ausführende Hand nicht auf der Höhe der Erfindung fleht, iil die Wirkung
eine wahrhaft bildmäfsige, die Auffaffung hoch poetifch. Perfonificationen
.kehren auch fonft immer wieder, und in ihnen lebt noch antike Schönheit
und Anmuth mitten unter den firengeren chriftlichen Geitalten fort. Als
81. Anderes bei Lozmndrß, arts somptuaires und bei Silveslre Pal.
Labarte
universelle