Die laarolbingifche Epoche.
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und Propheten erfcheint hier am Bogen; in der Apiis nimmt, in Folge des
gefteigerten Mariencultus, die Madonna mit dem Kinde, das {teif auf ihrem
Schofse iitzt und, wie Pcets in diefen Werken, bekleidet ifi, den Mittelpunkt
ein, umgeben von Engeln in jünglingsgeftalt, ihr zu Füfsen der Papft. Die
GePcalten {ind zu grofs für den Raum und werden bei ihrer Flachheit, durch
welche fogar die Feierlichkeit leidet, ganz durch zierliches Blattornament,
Pflanzen die aus Gefäfsen herauswachfen, überboten 1).
Noch fiärker iit die Mifsbildung der Formen, die Schwäche der Zeichnung, S_ Mann
die Lüderlichkeit der Ausführung in den Mofaiken von S. Marco; am Bogen
das Bruftbild Chrifti zwifchen den evangelifiifchen Zeichen und darunter zwei
Propheten auf Sockeln; in der Apfls wieder eine Compofition nach Art der-
jenigen in S. Cosmas und Damianus, in welcher zu den Seiten Chrifti neben
fünf Heiligen Papft Gregor IV. (827-844) als Stifter erfcheint 2). Die Gedanken-
lofigkeit und die Armuth der Motive entfprechen dem technifchen Verfalle,
die Unfähigkeit der Gruppenbildung läfst die Compofition felbft da, wo
{ie blofse Nachahmung ift, verkümmern, die Figuren allen Zufammenhang
verlieren.
Eine erheblich beffere Mofaik aus dem 9. Jahrhundert belitzt das nördliche Mailand:
Italien: die in der Apfis von S. Ambrogio zu Mailand 3), welche auf dem S'AmbrOglo'
Grunde der dortigen alten Schule, vielleicht im Zufammenhange mit ravenna-
tifchen Einflüffen ruht. Zu den Seiten des feierlich thronenden Heilandes {tehen
die Heiligen Gervafius und Protaiius in prunkvoller Tracht, über ihnen fchweben
die Erzengel Michael und Gabriel, Kronen in den Händen. Darunter ein
Fries mit Medaillons, welche Bruitbilder von Heiligen enthalten. Palmen
trennen die Hauptgruppe der Compofition von zwei Nebendarfiellungen, die
{ich auf die Legende des heiligen Ambrolius beziehen: er {teht zu Mailand am
Altare, dann zu Tours, durch ein Wunder dorthin verfetzt, an der Bahre des
heiligen Martin. Ueber diefen Scenen wachfen die Städte Mediolanum und
Turonica, verflnnlicht durch prächtige Kirchen mit Kuppeln, in die Höhe.
Die Motive {ind hier beffer, die Zeichnung der Gewänder ift mehr verftanden,
die Farbenwirkung des Ganzen, das fich vom Goldgrunde abhebt, anfprechend,
dieAusführung gleichmäßiger; in der Starrheit des Ausdruckes, den fchweren
Umriffen, der zu fchwachen Modellirung zeigt {ich freilich auch der Charakter
der finkenden Zeit.
Die Miniaturmalerei in Italien {tand damals tief unter derjenigen Miniaturen:
der nordifchen Länder. In manchen Gegenden erhielt {ich die langobar-iäiiliggäiiiiiä
difche Schrift, welche, feit dem 9. Jahrhundert in Ausbildung begriffen,
{ich bis zum II. fortfetzte. Die Abteien Monte Casino und La Cava,
in denen diefe Kunft betrieben wurde, ünd noch jetzt an Denkmälern reich.
In den prächtigen Initialen lebt der primitive Stil der germanifehen Ornamentik
weiter, {ie beftehen aus Geriemfel, das in Blattwerk endigt und mit fymmetrifch
angeordneten Thieren, befonders Hunden, gefüllt iit. Die Farbenftimmung ift
I) Garrucci Taf. 293.
2) Garmcci Taf. 294.
3) Vgl. Mittelalt. Kunfidenkmale des öüerr.
arts au moyen äge, Sörie IX., Taf. X9.
Kaiferüaates II.
32. Abbildung bei
Du
Sommerard,