Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

ngifche Epoche. 
Die karoli 
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dargeflellt ift1); in dem Gebetbuche zu Paris (Bib. nat. lat. II52) erfcheint 
er allein, in goldenem Mantel 2). Beidemale ift das Geficht voll, faii fchwammig, 
aber während Karl in dem Münchener Buche bartlos erfcheint, trägt er in dem 
Parifer wie in allen übrigen Handfchriften einen Schnurrbart. Manufcripte 
gröfseren Formates enthalten noch reichere Compoiitionen. In der lateinifchen 
Bibel, die dem Könige im Jahre 850 von Vivianus, Vorfteher der Abtei 
Saint-Martin in Tours überreicht wurde (Paris, bib. nat. lat. I), tritt diefer 
an der Spitze von elf Geiftlichen vor Karl hin, den zwei Vornehme und zwei  
Trabanten umgeben; in der Höhe fleht man die Perfonificationen von Frank- 
reich und Aquitanien fowie die Hand Gottes, die über ihrem Schützlinge waltet. 
Eine verwandte Compofition finden wir in der grofsen Bibel aus San Cal- 
lifio in Rom (Bibliothek von St. Paul vor den Mauern), die wahrfcheinlich 
durch Karls Reife zur Kaiferkrönung im Jahre 875 dorthinkam 3). In dem 
Codex au reus aus St. Emmeram in Regensburg, einem 870 gefchriebenen 
Evangeliarium, das {ich dort feit König Arnulfs Zeit befand und jetzt in die 
Münchener Bibliothek gelangt iii (Cimel. 55) 4), tritt das Streben nach Be- 
wegtheit, das der byzantinifchen Gravität gegenüberiieht, befonders merklich 
hervor. Karls Linke ruht auf feinem Knie, die Rechte ift in redender Geberde 
erhoben, die fchwache Zeichnung der Beine ift bei ihm wie bei den feitwärts 
ftehenden Figuren, zwei Waffenträgern und der Francia und Gotia (Aquitanien)  
mit Mauerkronen und Füllhörnern, merklich. Sie halten (ich uniicher auf ge- 
knickten Knieen. Ueber dem Könige wölbt {ich ein Baldachin, bei welchem 
perfpectivifche Anficht beabfichtigt war, aber die Säulen, die zurücktreten 
follten, ebenfalls vor dem Throne und in gleicher Fläche mit den übrigen liehen. 
Oben fchweben zwei Engel, und der Raum, der innerhalb des Rahmens noch 
frei bleibt, wird durch Verfe im Hoffiil, die meifi nicht fehlen dürfen, gefüllt. 
Nicht nachweisbar ift der Fürit, der zu Anfang der Canones Miffae in Paris 
(Bib. nat. lat. II4I) vorkommt. Er ift ftehend zwifchen zwei Geiftlichen ab- 
gebildet, die Hand Gottes hält über ihm eine Krone 5). Die Handfchrift, die 
zu den kunftvollflen der Epoche gehört, flammt aus Reims. 
In den Gebetbüchern find die Bilder fonfl fpärlich. Das Parifer enthält Bärlläfsgie 
nur noch zwei, den heiligen Hieronymus und den David, der nebPc feinen vier  
Pfalmiften fpielt und tanzt. Von den Evangeliarien weiß; nur das in Aachen 
zahlreiche biblifche Scenen auf. Weit gröfser ift der Bilderreichthum in den 
Bibeln, und zwar in der von St. Paul zu Rom, der des British Mufeum C) und 
der Parifer. Hier macht die Legende des heiligen Hieronymus, des Ueber- 
fetzers der Vulgata, den Anfang, in der Folge überwiegt das Alte Teftament; 
das befte ifi aber wieder eine repräfentirende Compofition am Eingange des 
Pfalters, in der noch der Stil des Alterthums nachlebt: der muiicirende David, 
I) Ralm: Ein wiedergefundenes Kleinod des Grofsmünfters in Zürich. Anzeiger für fchwei- 
zerifche Alterthumskunde, 1878 'Nr. I u. 2. Mit Abbildung. 
2) Laäarte Taf. 89. 
3) Seroux dßginrourt Taf. 40-45. 
4) Einige Bilder Ende des I0. Jahrhunderts überarbeitet.  Abbildungen, E. Foeßßer, Denkmale 
IX; Cnlzier, nouveailx mälanges (Varchöologie, curositäs mystärieuses, Paris 1874, S. 48. 
5) Baßavü. 
6) Addition. MSS. 10546.  14761170001! Pal. S. 
fchwei-
	        
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