Die karolingifche Epoche.
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wirkten. Die gröfseren KlöPcer thaten das Ihrige, um diefe Beflrebungen durch
Unterricht und Kunflthätigkeit fortzupflanzen.
Die wichtigften Denkmäler aus der Zeit Karls des Grofsen find- UHtCf-Mofaik.
gegangen oder, wie die iPalaflcapelle in Aachen, ihrer alten Ausftattung Aache"
beraubt. Aber noch bis zu Anfang des vorigen Jahrhundertsiexifiirte hier
eine Mofaik, von der uns nur ungenügende Abbildungen erhalten find1),
Chriilus, von Engeln umgeben, thronte auf der Weltkugel; unten {landen
viel kleiner, die vierundzwanzig Aelteften, die ihre Kronen darreichten. Der
Urfprung in der Zeit Karls ifl nicht erwiefen, aber der Charakter der Com-
pofition, namentlich die grofse Bewegtheit der Geftalten, ftimmt im Allge-
meinen mit den karolingifchen Miniaturen überein.
Noch umfaffender war der Betrieb der Wandmalerei, aber von ihren Wand.
Leiilungen in Kirchen, KlöPtern, wie Fontanelle, Fulda, Reichenau, St. Gallen, malerel"
und Schlöffern haben wir vollends nur durch fchriftliche Schilderungen oder
Nachrichten Kunde. So malte [Vladalzdfus von Cambray in Fontanelle unter
dem Abte Anfigis, Braun in Fulda unter dem Abte Eigil (817-822). Nament-
lich lind uns von der Decoration der Paläfte Kaifer Karls Befchreibungen in
Profa oder in Verfen überliefert. Hier waren auch, wie im Palafie juftinians,
profane Gegenftände, befonders die Thaten der Herrfcher, dargeßzellt, in
Aachen die Kriege in Spanien und die lieben freien Kunile, in Ingelheim
grofse Cyklen von Malereien in der Palaflkirche wie in einer Halle des Schloffes.
Erfleres enthielt in einer Fülle von Einzelfcenen eine Gegenüberflellung der
Gefchichten des Alten und des Neuen Bundes, letztere einerfeits Thaten, oder
nach der Abiicht der Darfleller vielmehr heidnifche Unthaten, der antiken
Helden, des Kyros, Ninus, Phalaris, Romulus und Remus, Hannibal, Alexander,
andererfeits die nThaten der Vätern, der Kaifer Confiantin und Theodofius,
der karolingifchen Ahnherrn Karl Martell und Pipin wie endlich Kaifer Karls
felbfl 2).
Von Karls geiftigem Verhältnifs zur Kunfl haben wir ein fchriftliches Slellungzuln
Zeugnifs in den nach feinen Intentionen verfafsten nKarolinifchen Büchernq, B'1dc'n""'
durch welche er zu dem Bilderilreite Stellung nahm. Seinem klaren Geifte
konnten die Mifsbräuche der Bilderverehrung, das Heidnifche in derfelben
nicht verborgen bleiben, und in diefer Beziehung unterfchied {ich die
Anficht des Frankenkönigs von derjenigen der Italiener. Aber ebenfowenig
Pcimmte er den fanatifchen Bilderflürmern des Oltens bei. In dem Satze:
vWeder zerftören wir die Bilder noch beten wir fie am, gipfelt feine Ueber-
Zeugung. Damit war den Bildern die Stellung angewiefen die ihnen entfprach;
fie follten ein Schmuck des Gotteshaufes fein, und ihre eigentlich künftlerifche
Bedeutung, welche durch die Bilderverehrung nur verdunkelt worden, war
damit wieder anerkannt. Schon diefe Auffaffung erklärt es, dafs die bildlichen
Darflellungen fränkifchen Urfprungs zwar noch roher find, als die gleich-
zeitigen italienifchen, aber nicht diefe ftarre Gebundenheit, fondern ein Streben
nach bewegterem Leben zeigen. Ueberrafchend ifi zugleich das Urtheil, das
I) Ciampiniiet. mon. II, 4.1; darnach bei E. aufm
Mittelalters, Taf. 32 Nr. II. und bei Garurri Taf. 282.
2) Ermoldi Mgelli carmen, Lib._ IV, v. 181-282, Mon.
Wecrtk, Rheinlahds Kunfldenklnale
Germ. S5. II, S. 505.
des