PERIODE.
DAS
FRÜI-IE
MITTELALTER.
ERSTER
ABSCHNITT.
Irische
und
germanische
Miniaturen.
a4 ie Malerei der chriftlichen Zeit, foweit wir iie bisher kennen gelernt, Neuevölkeh
war ein Nachklang antiker Kunft und lag ausfchliefslich in der Hand
u. aß!" derjenigen Völker, welche die Träger der claffifchen Cultur gewefen.
Unterdeffen waren neue barbarifche Völker auf den Schauplatz der Weltge-
fchichte getreten, hatten da, wo f1e auf dem Boden des römifchen Reiches mit
der alten Cultur in Berührung kamen, auch die römifche Kunft zu ihren
Zwecken verwendet, hielten aber zugleich diejenige Formenfprache und die
Techniken feft, die ihr eigener ererbter Befitz waren. Auch in der Malerei
tritt der Kunftgefchmack diefer Völker zu Tage, zunächft in voller Urfprüng-
lichkeit und dem Stile der altchriftlichen Malerei in Italien und Griechenland
entgegengefetzt, bis dann beide Stile [ich berühren und aus ihrer Verfchmel-
zung eine neue F ormenwelt, die eigentlich mittelalterliche, hervorgeht.
Römifche Cultur und Kunft hatten auch in den weftlichen und nördlichen Römifche
Provinzen, Gallien, Hispanien, Germanien, Britannien, ihren Sitz, und IEÄZÜÄQSÄ"
auch hier verwendete die Kunft im Dienfte des Chriftenthums, das zu den ger-
manifchen und romanifchen Völkern von Rom her gekommen war, Formen,
die aus der claffifchen Ueberlieferung hergeleitet und Typen, die in der alt-
chriftlichen Kunft Italiens feftgeflellt worden waren. Der neue Cultus verlangte
anfehnliche Kirchen mit prächtiger Ausitattung; die Königshöfe der Barbaren
eigneten fich den Luxus Roms an, der ihre Lebensformen, ihre Tracht, die
Ausitattung ihrer Wohnungen und F efträume durchdrang. Kirchen wie Paläfte
bedurften der Malerei zu ihrer Ausfchmückung mit biblifchen und profange-
fchichtlichen Bildern. Aber von folchen altchriftlichen Schöpfungen in diefen
Ländern ift uns nichts erhalten, mag auch in den Gefchichtsquellen manche
Nachricht" über fie zu finden, und die Thatfache erwiefen fein, dafs dort über-
Gefchichte d. Malerei. I3