134
Erftes
Buch.
Dritter Abfchxlitt.
in WerkPrätten von Buchhändlern und Kalligraphen weltlichen Standes. Die
Namen der Maler pflegen auf den Bildern nicht vorzukommen.
räääläilg-ähc Das ältefte Denkmal von bedeutendem Kunftwerthe ift griechifchen Ur-
warf fprungs: ein Fragment der Genefis, etwa aus dem Ende des 5.Jahrhunderts
(Wien, Hofbibliothek) 1), 24 Blatt, auf beiden Seiten bemalt, meift mit Bildern in
zwei Reihen auf purpurfarbenem Pergamente, in der Ausführung leicht, beinahe
flüchtig, doch von grofser Sicherheit der Hand. Noch ift bei Menfchen und
Thieren das Leben unmittelbar beobachtet, die Figuren zeigen eine grofse Aus-
drucksfahigkeit des Körpers und feiner Bewegungen und find gedrungen im Bau,
denn das überfchlanke Verhältnifs ift nicht das Kennzeichen byzantinifcher Kunft
der abendländifchen gegenüber, fondern das einer fpateren Zeit gegenüber der
früheren. In den Bildern aus der Gefchichte von Adam und Eva ift felbft das
Nackte noch glücklich, wenn auch ohne feinere Durchbildung. Die Andeutun-
gen der Landfchaft, die Bäume zeigen namentlich auf den erften Blättern
noch eine Ahnung von der Natur; Architektur, Hausgeräth und Coftüm find
antik, nur werden Schuhe getragen, und Potiphars Frau z. B. ifl: in ein reiches
Hofgewand mit Aermeln, Goldbefatz, Purpurmantel und hohem Diadem ge-
kleidet. Ihre ftattliche Begleiterin in den Scenen, in denen iie Jofeph bei
ihrem Gemahl verklagt und den Mantel zum Beweife vorzeigt (Fig. 52), ift
offenbar eine allegorifche Figur, wie auch fonft öfter, im Geifte des Alterthums,
Perfonificationen vorkommen. Wir fehen die ruhende Nymphe bei Rebecca am
Brunnen und die Metanoia (Reue), die, im Mafsftabe etwas gröfser, das aus dem
Paradiefe vertriebene Paar begleitet. Diefe Gruppe ift befonders ausdrucks-
voll; fchamhaft läfst Eva das Haupt linken, während Adam zurückfchaut.
Wegen Auffaffung des Realen ift der Efau bemerkenswerth, nach deffen Jagd-
beute die Hunde fchnuppern. In ganz claffifcher Haltung liegt der Schläfer
Jofeph auf feinem Lager bei der. Darftellung feines Traumes. Intereffante
Bilder antiken Lebens gewähren, bei feiner Flucht vor Potiphars Frau, die
Scenen aus dem Frauengemache: Dienerinnen bei weiblicher Arbeit fowie
Kinder wartend und mit ihnen fpielend. Dann Pharao bei Tafel, dem der
Mundfchenk die Schale reicht; die Gefellfchaft liegt an einem iigmaförmigen
Triclinium, ihr gegenüber erfcheinen Tympanonfchläger und Flötenfpieler.
Ueberall ifi: die draftifche Lebendigkeit der Geberden merkwürdig; auch die
Nebenfiguren find keine Statiften (vgl. Fig. 52).
Dioxsäizil-ides. In der Ausführung überlegen ift das Werk des Dioskorides über die
Pflanzen (ebenda, Med. graec. 5), das {ich genau datiren läfst, denn es ift
gefchrieben für die Prinzeffin Juliana Anicia, Enkelin Valentinians III.,
Tochter der Placidia und des Senators Olybrius, der im Jahre 472 kurze
Zeit Kaifer des Weitens war. Sie ftarb zu Conftantinopel im Jahre 527, in der
erften Zeit Juftinians, und die Handfchrift mufs zu Anfang des 6. Jahrhunderts
entftanden fein. Auf dem Dedicationsbilde, das leider fehr gelitten hat, (Blatt
GVCYSQ) thront die Prinzeffin zwifchen den allegorifchen Figuren der Einficht und
Hochherzigkeit, ein Genius, vSehnfucht nach der Weisheit des SChÖpfCfSa
I) Abbildung in Farben bei Labarle, pl. 77. Ungenügende Stiche nach Photographien bei
Garrurci T af. II2_I23. IIat gelitten. Verwandte Fragmente einer Genefxs im British Museum
Cotton. Mss. Otho, b. VI; Garrua-i Taf. 123 f.