Die altchrißlichen Mofaiken.
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Papfl Pelagius II. (578-590) hatte die Bafilika des heiligen Laurentius s. Lorenzo
vor den Mauern nach der byzantinifchen Eroberung und, wie feine Infchrift lefiiiiilia.
angibt, unter den Schwertern der Langobarden errichtet. Von dem Bau, wie
wir ihn jetzt fehen, datirt aus diefer Zeit nur der Chor, der damals Langhaus
war, aber weftlich, da, wo das jetzige Langhaus anftöfst, feine Apiis hatte.
An dem Bogen über diefer wurde die Dedications-Mofaik auf Goldgrund an-
gebracht, die heute, nach veränderter Orientirung der Kirche, die Rückfeite
des Bogens zu fchmücken hat. Der bärtige Chriftus, nicht mehr würdevoll
und erhaben, fondern asketifch verkümmert, fitzt auf der Weltkugel, rechts
ftehen Paulus, Stephanus und Hippolyt, links Petrus und Laurentius, der das
Kirchenmodell von dem kleiner gehaltenen Papfte Pelagius entgegennimmt;
tiefer erblickt man die Städte jerufalem und Bethlehem 1). Die Compoiition
des fchlecht erhaltenen, durch Malerei ergänzten Bildes iit dürftig, den Cha-
rakteren mangelt Wucht und Gröfse.
Im Stile wie in der Compoiition ift die Apfis-Mofaik der kleinen Rundkirche S. Teodoro.
St. Theodor am Fufse des Palatins jener verwandt; Petrus und Paulus führen
zwei Heilige, unter ihnen den Patron der Kirche, heran 2). Chriitus auf der Welt-
kugel wird jetzt ein beliebtes Motiv; fo erfcheint er nicht nur hier, fondern auch
in einer der Seitenapfiden der S. Coftanza, ein Buch haltend, während eine s. Coflanzn.
bartlofe Geftalt {ich tief vor ihm neigt. Die gegenüberliegende Nifche z_eigt
Chriftus bartlos und jugendlich, mit ungefchickt gefpreizten Beinen auf Wolken
itehend, umgeben von Petrus und Paulus, der aus der Hand des Herrn eine
Schriftrolle mit den Worten: ndominus pacem data entgegennimmt. Vier
Lämmer, zwei Palmen, zwei Rundgebäude als Andeutung der Städte vollenden
die Compoiition3). Die Technik der Bilder, die nicht datirt iind, aber der
Zeit um 600 angehören mögen, ift derb, die Motive fmd ungefchickt.
Correctere Behandlung ohne mehr Geift zeigt das Bild in der Apfis der
nahegelegenen Baiilika S. Agnefe vor Porta Pia, erbaut von Honorius I. S. Agnefß-
(525-638). Der päpftliche Stifter und ein anderer Papft, wohl Symrnachus,
Pcehen zu den Seiten der heiligen Agnes, der zu Füfsen, als Andeutung ihres
Martyriums, das Schwert liegt, das ihr den Tod gab, und die Flammen lodern,
die fie nicht verletzten 4). Die Figuren, länglich und fteif, ftehen wenigftens
noch richtig da, das Geflcht der Heiligen ift regelmäfsig, doch leblos und
fchwach modellirt; aber die decorative Wirkung iil durch die forgfältige Be-
handlung der Prachtcoftüme, die reiche Farbe, den Goldgrund eine ftattliche;
und wie man gerade darauf mit Bewufstfein hinarbeitete, verkündet die prah-
lerifche Infchrift unter dem Bilde (Fig. 51).
In der Folge nimmt die Flüchtigkeit und Ungleichartigkeit der Arbeit
fchnell zu, fo in dem iunter den Päpften Johann IV. (640-642) und Theodor
(642-649) erbauten Oratorium St. Venantius neben der Taufcapelle des S-Vßnilnlio.
l) De Rasxi. Garmrci Taf. 271.
2) Garmzri Taf. 252
3) Abb. Revue archeol. 1875 (vol. 30). [Wilntz nimmt hier die AllflCht von Crmve u. Czwzzl-
mselle wieder auf, welche das Werk dem 4. Jahrhundert zufchrieben. _Ihnen hat Srlmrzafe, wie wir
glauben mit Recht, widerfprochen, III. S. 567 Anm. Garrucci Taf. 207.
4) De Rassi. Garrurri Taf. 274. Die Köpfe der zwei Päpfte reftauxirt.
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