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Erftes
Buch.
Zweiter Abfchnitt.
chen an der unteren Wand der Apfis, beiderfeits von den Fenftern, zwei
Ceremonienbilder Kaifer Juftinian mit dem Bifchof Maximian und Kaiferin
Theodora, (Fig. 49) die in überladener Hoftracht und mit zahlreichem Ge-
folge einander entgegenfchreiten. Juftinian war nicht perfönlich in Ravenna,
aber {einer reichen Schenkungen wegen erfcheint er hier mit feiner Gemahlin
als Stifter. Seine Züge haben entfchiedenen Porträtcharakter, wie ihn die alt-
chriüliche Kunfi: unter römifcher Tradition lange fePczuhalten wufste, und
ßimmen ganz mit dem Bruftbilde ]ufiinian's überein, das in einer Seitencapelle
der Kirche S. Apollinare nuovo als Reit der Mofaiken an der Eingangswand
bewahrt wird 1). Die Züge der Kaifer waren in den verfchiedenen Theilen des
Reiches wohlbekannt, da {tets gleich bei der Thronbefteigung ihre Bildniffe in
alle Länder gefendet wurden 2). Auch die Züge des Bifchofs lind höchft indi-
viduell. Ebenfo ftark wie die Menfchen felbft ifl; freilich auch ihr Coftüm
Mofaik
ig. 49. Juftilmian und
Vitale zu Ravenna.
Gefolge,
Nach Photographie.
betont, und da. bei Darftellung diefer prunkvollen Hofgewändcr antike Mutter
der Gewandung nicht nutzen konnten, ift diefelbe kleinlich und trocken. In
beiden Bildern find ferner die Gruppen nicht klar genug entwickelt, die Figu-
ren in Stellung und Kopfhaltung einförmig, vom Ceremoniell gebannt
Im anftofsenden Altarhaufe übertrifft das wefentlich decorative Gewölbe-
Mofaik (3) alles Uebrige. Vier Fruchtfchnüre, jede über einem Pfau auf der
Weltkugel, gliedernidas Kreuzgewölbe; in den Feldern dazwifchen Helfen vier
Engel in edler, höchft ausdrucksvoller Haltung und Pfützen das mittlere Rund
mit dem Lamm Gottes. Die Mofaiken an den Wänden rechts und links ent-
fprechen {ich durch ftreng fymmetrifche Anordnung. Das obere Bogenfeld (4)
zum Sinai, S. 569, Holzfchnitt
Bafel (Leipzig) 1853.
1) Ebenfo mit [einen Münzen. Vgl. Eäers, durch Gofen
Banduri, numism. imper. Rom. 1718.
2) Y. Burckhardt: Das Zeitalter Conßantins des Grofsen.
3) Abbildungen: Färyler, Dcnknmle I. Tnf. 7 u. 8.
nach