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Erüzes Buch.
Zweiter
Abfchnitt.
fclten bei antiken Waffergottheiten vorkommt, mit Krebsfcheeren am Hauptc.
Die Apoftel in dem Kreife, der das Mittelbild umfchlicfst, find in der Gewan-
dung conventioneller, Palmen erheben fich zwifchen den Einzelnen, fie fchreitcn
von beiden Seiten auf einen prächtigen Thron, das Sinnbild des göttlichen
Gerichtes, zu.
Aiißllinarc Die Bafilika S. Apollinare nuovo 1), einfi unter dem Namem St. Martinus
nuovm in coelo aureo die neben dem Palaft gelegene Hofkirche des Theodorich,
hat ihre alte Apiis verloren, weift aber im Mittelfchiffe noch eine vollfiändigc
Mofaikdecoration auf. Von den drei Bilderreihen, welche die Langfeiten
fchmücken, feien zunächß die mittlere und die obere, der arianifchen Zeit
angehörig, berückfichtigt. Neben und zwifchen den Fenfiern Prehen dreifsig
Geftalten von Apofteln und Heiligen, würdevoll, von vorn gefehen, im Cha-
rakter der Köpfe und in der Gewanclung der guten Zeit näher als die Bilder
im Baptiiierium der Arianer.
Ueber den Fenftern zieht fich beiderfeits ein Fries von erzählenden Bildern
hin, die durch den Abfchlufs der Nifchen, in welchen unten die Heiligen
ftehen, kleine Halbkuppeln zwifchen Taubenpaaren, getrennt werden. jede
Seite enthält dreizehn Cornpofitionen, nördlich fehen wir Chrifti Wirken und
feine Wunder dargeftellt, die an vierter Stelle durch ein repräfentirendes Bild,
ChriPruS zwifchen den Schafen und den Böcken, unterbrochen werden. Diefes
iPc befonders iiilvoll, in den anderen ift die Handlung dadurch gelähmt, dafs
auch hier, wie gleichzeitig in Rom, die malerifche Auffaffung von der plafii-
fchen verdrängt iPr, die Hauptfigur {ich repräfentirend dem Befchauer daritellt,
ftatt dafs fie auf den Vorgang felbii gerichtet wäre. Die Compofition be-
fchränkt fich auf wenige Figuren, die Schar der jünger pflegt nur durch Einen
Begleiter angedeutet zu fein. Chriiius ifi bartlos, jung, mit langem Haar dar-
geiiellt. Hier geht noch die mehr andeutende als dramatifche Behandlung der
Coemeterienbilder durch, aber der weiche Linienflufs derfelben iü verloren.
In den Bildern gegenüber erfcheint Chriftus in ganz abweichendem Typus,
älter," bärtig, aber blond, im Ausdruck würdevoll und den Uebrigen fchon
dadurch überlegen, dafs er fie meiPr alle um einen halben Kopf überragt.
Hier ift die Leidensgefchichte dargeftellt, eröffnet durch das Abendmahl, bei
welchem Alle um ein figmaförmiges Triclinium liegen, und der Fifch auf der
Schüffel, als Sinnbild Chrifti, Brod und Wein vertritt. Nicht nur die Kreu-
zigung felbft, fondern auch die Marterfcencn, Geifselung und Verfpottung,
fehlen in der Reihe, auf die Kreuztragung folgen gleich die Marien am Grabe,
der Gang nach Emaus, der Auferfiandene unter den Apoiieln.
zu; Nach dem ravennatifchen Liber pontificalis liefs Bifchof Agnellus
(553-566), unter welchem die Kirche katholifirt ward, aufser den Mofaiken in
der untergegangenen Tribune auch die mit der Proceffion von Märtyrern und
Jungfrauen an den Langwänden anfertigen, und die fpätere Entfiehung diefer
Bilderreihe, der unterften gleich über den Arcaden, beiiätigt auch ihr künft-
lerifcher Stil. Nördlich kommt die lange Reihe weiblicher, füdlich diejenige
männlicher Heiliger, in weifsen Gewändern, die Frauen noch mit goldenem
Ueberwurf, alle mit Kronen auf den verhüllten Händen, einhergefchritten.
Garuni Taf.