ZWEITER
ABSCHNITT.
Die
Mosaiken.
Rom
bis
zur
Mitte
des
Jahrhunderts.
ie die altchriftliche Kunft überhaupt keine Fertigkeit befafs, die ihr nicht lxfnßqik,
vom claffifchen Alterthum überliefert worden wäre, fo hatte fie von
diefem auch die Technik der Mofaik ererbt 1) Wenn auch die er-
haltenen antiken Mofaikbilder zum Schmuck von Fufsböden gehörten, fo hatte
doch bereits das Alterthum diefe Technik in die Wanddecoration übertragen
Die altchriftliche Kunft, die fich dem geiteigerten Materialprunke der fpät-
römifchen Epoche nicht entziehen konnte, that dies in weit gröfserem Umfang.
Schon in den Katakomben fmd zahlreiche ornamentale Fufsböden rein in den
clafflfchcn Stils gefunden worden, dann aber auch einzelne bildliche Darßel- knfeläfm-
lungen, wie die lVledaillons mit den Bruftbildern des Flavius julius julianus
und feiner Gattin Maria Simplicia aus dem Coemeterium des heiligen Cyriacus
(jetzt in der Biblioteca Chigi), von echt römifchem Porträtcharakter, aus dem
4. Jahrhundert").
Gleichzeitig entfaltet die Mofaik {ich auch über der Erde und erhält im Aisgchmck
Bunde mit der Architektur eine neue Bedeutung. Das chriftliche Gotteshaus "ermrche"
öffnet {ich nicht heiter gegen das öffentliche Leben wie der antike Tempel
mit feinen Säulenhallen und Stufen, fondern fchliefst fich ftreng umfriedet
ab und entfaltet erft innen Glanz und Pracht. Auf Marmorfatileil, die oft
I) Yußex Lallarle, Histoire des arts industriels etc. etc. B. IV. Paris I866 nebfl Atlas. Crmoe u.
Cawalrrlselle, Gefch. der italien. Malerei, dcutfch von M. Jordan. I. Leipzig 1869. Burcklznrzil,
Der Cicerone, 3. AnH. Leipzig 1874. Yo. Ciampinus, Vetera monimenta, in quibus praecipue
musiva opera etc. illustrantilr. Rom 1690-99. foL Für Rom; Gefchichtliche Quelle: Lib. pnnti-
ßcalis des Bibliothekars Anaftafins, Muratori SS. rer, Ital. III. F. Gregorozxius, Gefch. der Stadt
Rom im Mittelalter (B. I u. II in 3. AuH., Stuttgart 1875). Platner, Bunfen n. f. w. Befchreibung
(lßr Stadt Rom. Stutlg. u. Tübingen 1830-42. Gizm. B. d: Kai-xi, Musaici cristiani (im Er-
fcheinen), Farbendrucke. Gutenjbhn u. Ifnapp, Denkmäler der chrifll. Religion, Rom 1822; Um-
riffe. Garurri u. a. O. Bd. IV. Barbet de ffouy, Les mosaiques chrätiennes des basiliques et
des eglises de Rome, Paris 1862; fowie die treffliche Anzeige diefes Werkes von L. Vilct, im Journal
des Savants, Paris 1862, 1863.
2) Vgl. oben S. 92.
3) Farhenclruck bei de Ißossi.