Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

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Erfies 
Buch. 
Erüer Abfchnitt. 
heroifche, jugendliche David {ich wohl. Bei den Thierbildern diefes Plafonds 
braucht man auch kaum an fymbolifche Ablicht zu denken, man kann viel- 
mehr bei dem Widder und dem Stier, von denen jeder einmal Itehend und 
einmal ruhend vorkommt, eine reine Decoration durch Landfchaft mit Staffage 
annehmen. 
Auch bei dem Correfpondiren des Jonas und des Sündenfalls aut der 
zweiten vorhin befchriebenen Decke trifft wenigitens zu, dafs in beiden Fällen 
nackte Geftaltcn unter einem Baume dargeitellt find. Die Dreizahl und die 
Uebereinftimmung des afiatifchcn Coflüms, phrygifche Mützen, kurze Tunica 
und Beinkleider, iind die Urfache für die immer wiederkehrende Zufammen- 
{tellung der Männer im Feuerofen und der anbetenden Magier vor der Madonna. 
Die Rückficht auf geiftlichc Belehrung fällt zwar nicht fort, aber innerhalb 
diefer Schranken wurde dem decorirenden Künftler damals noch gröfsere 
Freiheit als fpäterhin zugeftanden. 
llzand. Die Malereien der Katakomben haben Verwüitungen erfahren, viele find 
zu Grunde gegangen, als man fie abzulöfen fuchte, das Vorhandene verwittert 
immer mehr und ift nur in ungenügender Beleuchtung fichtbar, aber man kann 
{ich dennoch dem bedeutungsvollen Reize der Bilder nicht entziehen. 
llung. Nicht Künftler, nur Handwerker, haben hier gearbeitet, aber die künft- 
lerifche Tradition des antiken Handwerks kam auch diefen noch zu gute. 
In Arbeiten über der Erde mögen diefelben Leute damals noch mit mehr 
Sorgfalt und Vollendung gefchaffen haben. In diefen durch ihre Licht- 
fchachte oder durch Lampen fpärlich beleuchteten Grabkammern wendeten 
iie nicht die ausgebildete Technik der griechifch-römifchen Malerei auf 
dem forgfältig bereiteten Bewurfe an, fondern begnügten fich mit flüchtiger 
Malerei in Wafferfarben auf trockenem Bewurfe (al secco), handhabten diefe 
aber noch mit altem decorativem Gefchick. Sie dachten an keine befonderen 
Studien für den jedesmaligen Zweck, an kein directes Zurückgehen auf die 
Natur, fondern arbeiteten fchnell, mit {icherer Routine, bei kühner Führung 
der breit hingefetzten Contouren und Hotter Behandlung, die auf Einzelheiten 
Form nicht einging. Aber fie befafsen immer noch etwas von dem überlieferten Form- 
gefühl des Alterthums, die Geitalten find in der Regel von gutem Verhältnifs, 
fogar das Nackte iit, wie in zahlreichen Danielfiguren, oft noch gelungen; 
Mofes, der vor dem Dornbufche feine Schuhe löft, erinnert manchmal an einen 
fandalenbindenden Hermes des Alterthums; felbft der nackte jonas, der unter 
der Staude liegt oder kauert, ift trotz geringer Durchbildung meift voll Natür- 
lichkeit bei gefälligem Flufs der Linien. Claffifch muthen uns manche Geitalten 
von Betenden in ihrer Kopfneigung, Stellung und Geberde an. Wirklicher Adel 
des Stils durchdringt trotz fchematifchen Details viele Gewandiiguren, wie den 
oben abgebildeten Mofes (Fig. 41). In den einfachen, immer wiederkehrenden 
Situationen, für welche oft noch antike Mufter benutzt werden konnten, find 
die Motive der Bewegung anfprechend, lebendig, von künftlerifcher Freiheit 
infpirirt. Die Linien {ind anmuthig geführt, die Compofltion ift in gröfster 
Oekonomie gehalten, aber {tets dem gegebenen Bildfelde glücklich einge- 
fügt, in älterer Zeit {tören nur felten gröbere Fehler in den Verkürzungen 
oder merkliche Verftöfse gegen die Perfpective, aber es werden allerdings 
auch alle fchwierigeren Probleme, reichere Hintergründe, ein mehr in die Tiefe
	        
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