Die Katakomben.
151
worfenem Pallium; die blofsen Fülse tragen Sandalen. Die einfachere Philo-
fophentracht, nur das Pallium, das eine Seite des Oberkörpers nackt läfst,
tritt nur vereinzelt in frühen Bildern auf. Erlt feit dem 4. Jahrhundert umgibt
der Glorienfchein oder Nimbus, für den ebenfalls antike Vorbilder mafs- Nimbus.
gebend lind 1), das Haupt Chrilti, fpäter auch der Heiligen; in den Nimbus des
Heilands wird dann gewöhnlich das Kreuz eingezeichnet.
Die Auswahl der Scenen aus dem Alten und dem Neuen Teliament, läiäginfcallw
in welchen die Geftalten der chriltlichen Ueberlieferung auftreten, ili eine be-
fchränkte; die eigentlich malerifchen Motive in diefen Gegenftänden find noch
nicht entdeckt, die Malerei verfährt nicht epifch, nur fymbolifch, will nicht
Handlungen und Vorgänge veranfchaulichen, fondern nur den chrililichen Sinn
auf bellimmte Vorftellungen der Heilslehre, auf Grundbegriffe der Religion,
befonders aber auf die Wohlthaten der Sacramente hinweifen. Das Leiden des
Herrn, das in fpäteren Jahrhunderten der Hauptgegenliand chrililicher Kunll
ift, wird nicht dargeliellt, und befonders kommt vor dem 7. Jahrhundert kein
Bild des Gekreuzigten vor. Die Abneigung gegen die Darflellung von Martern
ilt ein Nachhall claffifcher Empfindung, der es widerfprach, den Gott im
Momente der Erniedrigung und der fchimpflichlten Todesltrafe zu zeigen.
Chriftus wird in feiner überirdifchen Macht, in feinem Wandel auf Erden und
befonders in feinem Wundern dargellellt. Da weilt dann der Gichtbrüchige,
der geheilt fein Bett davonträgt, auf die reinigende Macht der Taufe, die Er-
weckung des Lazarus auf die Erlöfung und den Sieg über den Tod, die Brod-
Vermehrung oder das Weinwunder zu Cana auf das Sacrament der Euchariliie
hin. Auch die Momente aus dem Alten Teliament werden linnbildlich auf die
chriPrliche Heilslehre bezogen. Der Sündenfall Adams und Evas bezeichnet
die menfchliche SündhaftigkeitÄ Nicht Noah's Gefchichte foll dargeltellt werden,
fondern diefer ragt mit halbem Leibe aus einer nur andeutungsweife gegebe-
nen Arche, einem kleinen Kalten mit offenem Deckel, hervor und hat die
Taube mit dem Oelzweig auf den Händen, indem er als Sinnbild des durch
die Taufe gewährten göttlichen Friedens erfcheint. Gleichfalls im Hinblick
auf die Taufe wird Mofes dargeltellt, der das Waffer aus dem Felfen fchlägt
(Fig. 41), oder auch in derfelben Situation an feiner Stelle Petrus als der
Führer des neuen Ifrael. Mofes, der vor dem Dornbufche feine Schuhe löft,
fcheint die heilige Scheu vor den Geheimniffen der chriftlichen Lehre anzu-
deuten. Der Prophet Jonas, den ein drachenähnlicher Fifch auswirft, ift der
oft wiederkehrende Typus der Auferllehung Chrifli. Häufig ilt aber auch
Jonas unter der Kürbifsfiaude ruhend dargeftellt, wie er vergeblich auf den
Untergang Ninivehs wartet, wahrfcheinlich als warnendes Sinnbild des Men-
fchen, der über Gottes Fügungen murrt. Mitunter reihen fich die Momente
aus der Gefchichte des Jonas cyklifch aneinander. Abraham, im Begriffe Ilaak
Zu opfern, weilt auf Chrilli Opfertod hin. David als Sieger ift Chrifti Vorbild.
Der nackte Daniel in der Löwengrube, die drei Jünglinge in dem Feuerofen
verlinnlichen die Hoffnung auf göttliche Hilfe in der Bedrängnifs.
Wie das claffifche Alterthum, fo kennt dann auch das Chriltenthum eigent-
I) Seit Alexander für Himmelsgottheiten,
Strahlenkranz. St. Petersburg 1859. 4.
und
fpälcr für Hcrrfcher im
G ebrauch.
Steplzani, Nimbus