Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

Die Katakomben. 
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worfenem Pallium; die blofsen Fülse tragen Sandalen. Die einfachere Philo- 
fophentracht, nur das Pallium, das eine Seite des Oberkörpers nackt läfst, 
tritt nur vereinzelt in frühen Bildern auf. Erlt feit dem 4. Jahrhundert umgibt 
der Glorienfchein oder Nimbus, für den ebenfalls antike Vorbilder mafs- Nimbus. 
gebend lind 1), das Haupt Chrilti, fpäter auch der Heiligen; in den Nimbus des 
Heilands wird dann gewöhnlich das Kreuz eingezeichnet. 
Die Auswahl der Scenen aus dem Alten und dem Neuen Teliament, läiäginfcallw 
in welchen die Geftalten der chriltlichen Ueberlieferung auftreten, ili eine be-  
fchränkte; die eigentlich malerifchen Motive in diefen Gegenftänden find noch 
nicht entdeckt, die Malerei verfährt nicht epifch, nur fymbolifch, will nicht 
Handlungen und Vorgänge veranfchaulichen, fondern nur den chrililichen Sinn 
auf bellimmte Vorftellungen der Heilslehre, auf Grundbegriffe der Religion, 
befonders aber auf die Wohlthaten der Sacramente hinweifen. Das Leiden des 
Herrn, das in fpäteren Jahrhunderten der Hauptgegenliand chrililicher Kunll 
ift, wird nicht dargeliellt, und befonders kommt vor dem 7. Jahrhundert kein 
Bild des Gekreuzigten vor. Die Abneigung gegen die Darflellung von Martern 
ilt ein Nachhall claffifcher Empfindung, der es widerfprach, den Gott im 
Momente der Erniedrigung und der fchimpflichlten Todesltrafe zu zeigen. 
Chriftus wird in feiner überirdifchen Macht, in feinem Wandel auf Erden und 
befonders in feinem Wundern dargellellt. Da weilt dann der Gichtbrüchige, 
der geheilt fein Bett davonträgt, auf die reinigende Macht der Taufe, die Er- 
weckung des Lazarus auf die Erlöfung und den Sieg über den Tod, die Brod- 
Vermehrung oder das Weinwunder zu Cana auf das Sacrament der Euchariliie 
hin. Auch die Momente aus dem Alten Teliament werden linnbildlich auf die 
chriPrliche Heilslehre bezogen. Der Sündenfall Adams und Evas bezeichnet 
die menfchliche SündhaftigkeitÄ Nicht Noah's Gefchichte foll dargeltellt werden, 
fondern diefer ragt mit halbem Leibe aus einer nur andeutungsweife gegebe- 
nen Arche, einem kleinen Kalten mit offenem Deckel, hervor und hat die 
Taube mit dem Oelzweig auf den Händen, indem er als Sinnbild des durch 
die Taufe gewährten göttlichen Friedens erfcheint. Gleichfalls im Hinblick 
auf die Taufe wird Mofes dargeltellt, der das Waffer aus dem Felfen fchlägt 
(Fig. 41), oder auch in derfelben Situation an feiner Stelle Petrus als der 
Führer des neuen Ifrael. Mofes, der vor dem Dornbufche feine Schuhe löft, 
fcheint die heilige Scheu vor den Geheimniffen der chriftlichen Lehre anzu- 
deuten. Der Prophet Jonas, den ein drachenähnlicher Fifch auswirft, ift der 
oft wiederkehrende Typus der Auferllehung Chrifli. Häufig ilt aber auch 
Jonas unter der Kürbifsfiaude ruhend dargeftellt, wie er vergeblich auf den 
Untergang Ninivehs wartet, wahrfcheinlich als warnendes Sinnbild des Men- 
fchen, der über Gottes Fügungen murrt. Mitunter reihen fich die Momente 
aus der Gefchichte des Jonas cyklifch aneinander. Abraham, im Begriffe Ilaak 
Zu opfern, weilt auf Chrilli Opfertod hin. David als Sieger ift Chrifti Vorbild. 
Der nackte Daniel in der Löwengrube, die drei Jünglinge in dem Feuerofen 
verlinnlichen die Hoffnung auf göttliche Hilfe in der Bedrängnifs. 
Wie das claffifche Alterthum, fo kennt dann auch das Chriltenthum eigent- 
I) Seit Alexander für Himmelsgottheiten, 
Strahlenkranz. St. Petersburg 1859. 4. 
und 
fpälcr für Hcrrfcher im 
G ebrauch. 
Steplzani, Nimbus
	        
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