Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

Die 
erhaltenen XVerke der griechifch-ri 
m ifch en 
Malerei. 
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aus rein äufseren Gründen zu folchen gemacht, befonders der äufsern Aehn- 
lichkeit der Compofition wegen, fei es, dal's der landfchaftliche Hintergrund 
einen ähnlichen Zug der Linien aufwies, fei es, dafs die Anzahl oder die Hal- 
tung oder die Bekleidung der Figuren einen ähnlichen Eindruck hervorrief. 
In fo hohem Grade verlangte das Auge der Alten nach einer gewiffen Re- 
fponfion und Symmetrie in Darltellungen, welche fich zunächft als Wand- 
decorationen kennzeichneten; ja, diefem rein decorativen Bedürfnifs zu Liebe 
wurden nicht felten Seenen in Landfchaften verfetzt, die gar nicht in folcheii 
zu fpielen hatten, oder bekannte Bilder um einzelne Figuren vermehrt oder 
verringert, nur um fie dem Gegenflück in diefem äufseren Eindruck gleich zu 
machen. Trendelenburgs Nachweis ift in der That folgenreich für die Beur- 
tlieilung der antiken Wandgemälde, weil fie die Gefetzmäfsigkeit mancher der 
auffallendflen Abweichungen bei der Darftellung derfelben Gegenfiiinde be- 
weifi, Abweichungen, deren Urfprung man bisher der Laune, der Vifillküi- 
oder der Unkeniitnifs der Decorationsmaler zugefchrieben hatte. 
Was fodann die Farbengebung betrifft, fo war auch in diefer Beziehung 
die harmonifche Gefammterfcheinung dem Maler die Hauptfache. Der Stim- 
mung des Ganzen mufste jede Einzelheit fich unterordnen. Daher mufste 
vor allen Dingen jedes einzelne Gemälde zu der Farbe des Wandgrundes 
ftimmen, von dem es fich abhob. Einem wirklichen Meifterwerke der Tafel- 
malerei zu Liebe mufs man felbftverftändlich die Farbe der Wand, an welcher 
es aufgehängt oder in die es eingelaffen werden foll, fo einrichten, dafs fie 
zu ihm ftimmt. Hier aber, WO das Gemälde nur als Schmuck der Wand 
erfcheint, verfland fich das Umgekehrte eigentlich von felbfl. je nachdem das 
betreffende Wandfeld roth, gelb, blau, grün, fchwarz oder weifs erfcheint, 
mufste auch das Colorit des Gemäldes anders geftimmt werden, wenn es nicht 
herausfallen follte. Auf fchwarzem und weifsem Grunde herrfchten Cfkläl'llChCl' 
NVeife die reinften Naturfarben vor. Auf den farbigen Gründen ift es oft 
geradezu bewundernswerth, wie gefchickt, manchmal mit inftinctiver Beobacli- 
tung von optifchen Gefetzen, welche die moderne Farbenlehre entdeckt hat, der 
Künftler den Ton feines Bildes coloriltifch zu {tililiren gewufst hat. Befonders 
die Hintergründe Wurden fchon diefem Princip zu Liebe fehr einfach gehalten. 
Oft erfcheinen die Gemälde faft monochrom, grau in grau, blau in blau oder 
braun in braun gemalt; ebenfo oft find fie es wirklich, machen dann aber 
nnerhalb der FarbenPcimmung der ganzen Wand noch einen faPc farbigen 
Eindruck.   
Mag man den ganzen Stil diefer leichten Zimmermalerei nun mit Vitruv 
verurtheilen, oder mag man ein offenes Auge für feine Anmuth und farbige 
Pracht mitbringen, jedenfalls wird man nicht läugnen können, dafs die einzelnen 
Bilder, was auch ihre Bedeutung an fich fein mag, dem Ganzen mit grofsem 
decorativen Gefchicke eingefügt find. 
Decorative 
Farben- 
Rimmung. 
Suchen wir fchliefslich die Refultate unferer Betrachtung der erhaltenen Schluß- 
Refte griechifch-rönaifcher Malerei mit den Ergebnifferu der Schriftqxleller] über folgerungen"
	        
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