Die erhaltenen NVcrkc der
gricchi
römifchen Malerei.
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tinirte Maler keinen allzugrofsen Refpect vor den Originalen hatte, fondern
mit denfelben, die er auch kaum felbft gefehen hatte, ganz nach Laune und
nach feinem decorativen Bedürfnifs fchaltete. Vielleicht haben wir auch
hier Muiterbücher und Vorlagen anzunehmen, welche in den Werkfiatten von
Hand zu Hand gingen.
Uebrigens werden jene Figuren und Täfelchen, welche untrennbare Be Ausnahmen.
Handtheile der damals moderniien gemalten Arehitekturgerüiie bilden, auch
ihrer Erfindung nach noch der Kaiferzeit angehören, und die Landfchaften,
unter denen fich NViederholungen faft niemals finden, können, abgefehen von
einigen wenigen, nur als Gattungen, und auch das nur theilweife, Nachbildungen
helleniiiifcher Vorbilder fein. Dafs die einzelnen Bilder und Bildchen diefer
Art in Campanien erfunden worden, beweift fchon ihr Anfchlufs an die dortige
Küftenfcenerie.
Es iit möglich, dafs die DecorationsNVerkPtätten von Rom und Unteritalien
in der Regel von Griechen geleitet wurden. jedenfalls Pcehen aber der Maffe
der helleniftifch empfundenen Decorationsmalereien mit allen ihren Einzel-
gemälden jene römifch-eampanifchen Saeralbilder, jene Genrebilder, die wir
als römifch-campanifches Genre bezeichnet haben, und Veduten, wie jenes
Amphitheaterbild, fo fchroff in Auffaffung und Formengebung gegenüber, dafs
fchon aus diefer Gegenüberftellung {ich ein klar ausgefprochener Gegenfatz
zwifchen der einheimifchen römifch-campanifehen und der helleniftifchen Malerei
in den unteritalifchen Städten zur Kaiferzeit ergiebt. Diefer Gegenfatz iii
zugleich derjenige zwifchen dem einfachen Handwerke und dem höheren
Kunftgewerbe.
Durch welche Technik diefe Malereien, die den jahrtaufenden getrotzt Die Technik
haben, auf die Wände gebannt waren, ift eine viel erörterte Frage. Ob Fresco- (ifiiecfijiiiiiiiiiiii
malerei, Wachsmalerei, Harzmalerei, Temperamalerei oder ein gemifchtes Ver- gcmamm
fahren, darüber find Streitfchriften über Streitfchriften gewechfelt worden.
Durch den eingehenden Auffatz von Otto Donner, der He1big's Verzeichnifs
der campanifchenWandgemälde als Einleitung beigegeben iii, wurde die Klärung
der Frage wefentlich gefördert. Aufser der Harzmalerei ift auch die YVachs-
malerei definitiv aus diefem Kreife verbannt. Donner felbit halt die Technik der
campanifchen NVandmaIerei fo gut wie ausfehliefslieh für gutes Fresco: fowohl
die Gründe als die darüber gemalten, dick darauffitzenden und abfpringenden
Farben der dargeftellten Gegenitände. Da aber nach wie vor Küniiler, die
felbit Techniker iind, angefichts der WVerke verfchiedener Anficht bleiben, ift
die Entfcheidung fchwer. Auch wir möchten der Frescotechnik Weitaus den
wichtigiten Antheil an der campanifchen Wandmalerei zufchreiben, doch nicht
einen ganz fo umfangreichen, wie Donner. Dafs jene körperhaft pafios
auffitzenden und, wenn fie abfpringen, den farbigen Wandgrund wieder un-
bedeckt zeigenden Farben mit einem anderen Bindemittel auf die bereits ge-
trocknete Malerei des Grundes aufgetragen, erfcheint uns wahrfcheiillicher.
Wenn man übrigens die Jahrtaufenden trotzende Dauerhaftigkeit diefer Ma-
lereien hervorhebt, fo möge man bedenken, dafs die meiften derfelben, wenig-
Pcens in Pompeji, wahrfcheinlich erit kurz vor der Vernichtung der Stadte ge-
malt, dafs fehr viele in ganz zeriiörtem Zuftande wieder ausgegraben worden
Ünd und dafs die meiPcen, nachdem man fie ihrer fchützenden Hülle beraubt,