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Zwei
Buch.
Zweiter
Abfclmitt
Jahrhundertin der Art dargeftellt hat: Küchenbedürfniffe jeder Art, Fifche
und Fleifch, todtes und lebendiges Geflügel, Hummer, Krebfe, Mufcheln,
Früchte in reichfter Auswahl, Blumen und Blätter, Gefäfse und Geräthe jeder
Gefialt, durchfichtige Gläfer, wie auch die Schriftquellen fie für die fpätere
griechifche Malerei bezeugen, Kannen und Töpfe, aber auch Schmucltkälien,
Schriftrollen und allerlei Schreibmaterial, Masken, Opfergeräthe und ähnliche
Dinge. Wo die ihrer felbft wegen gemalten Gegenftände aufhören und die
reinen Ornamente anfangen, läfst {ich nicht beftimmen.
älll-crfälziflllrlllrlig Fragen wir nun nach der kunfihiftorifclien. Stellung diefer ganzen bunten
rrluclircflncjzärlxcili: und inhaltreichen Wandmalerei, fo werden wir zunächft die Zeit ihrer Aus-
malerei. führung fefizuftellen haben. Für alle drei verfchütteten Städte haben wir in
dem Datum des verhängnifsvollen Vefuvausbruchs eine fefie Grenze. Keines
bcmfljjfL-lnä; diefer campanifchen Wandgemälde kann jünger fein, als das Jahr 79 n. Chr.,
für Pompeji können wir den Zeitraum aber auch rückwärts mit einiger Sicher-
heit befiimmen. Die älteften Wanddecorationen gehören etwa dem Jahre 78
vor unferer Zeitrechnung an. Die meifien aber müffen viel fpäter entftanden
fein; denn fünfzehn Jahre vor feiner gänzlichen Verfehüttung, im Jahre 63,
erlitt Pompeji fchon einmal eine gründliche Zerftörung durch ein Erdbeben.
Daher ift es wahrfcheinlich, dafs die Mehrzahl aller erhaltenen Wandgemälde
Pompejfs dem Neubau der Stadt nach diefem Jahre angehört. Für die Ge-
mälde Herculaneums und Stabiae's kann das natürlich nicht mafsgebend fein.
Der ftililiifchen Specialunterfuchung mag es gelingen, hier beftimmtere Alters-
abfiufungen fefizufetzen. Einftweilen ift diefe Unterfuchung aber nicht weit
genug gediehen, um wefentliche Folgerungen zuzulaffen.
nie m- Campanifche Kunflhandwerker haben diefe Gemälde ausgeführt. Dafs üe
fuilfilliziiliulblbli {ich nicht für Künftler hielten, zeigt {ich darin, dafs auch hier keiner
gewagt, fein Werk mit feinem Namen zu bezeichnen. Einige diefer Decora-
teure waren aber fehr gefchickte Arbeiter, deren Werke von echter Kunli
nicht weit entfernt fincl; die meiflen haben mittelmäfsige Tapezirmalerei ge-
liefert; manche haben es nur zu rohen Schmierereien zu bringen verfianden.
Wenn man in Pompeji nur drei bis vier verfchiedene Hände hat unterfcheiden
wollen, fo ift das ficher zu wenig.
Ob diefe Arbeiter griechifcher, römifcher oder oskifcher Herkunft gewefen,
können wir nicht fagen. An einigen wenigen Bildern haben fich griechifche
Infchriften gefunden. Der Geift, in dem fie gearbeitet, ifl aber gewifs der
helleniltifche. Die guten Gemälde haben als Nachbildungen griechifcher Ori-
ginale zu gelten. Aber wie es nur bei ganz wenigen gelungen iil, {ie mit
einiger NVahrfcheinlichkeit auf Originale bekannter Meifier zurückzuführen, fo
Exitfllclnulg hat man auch nur bei wenigen wahrfcheinlich gemacht, dafs ihre Vorbilder
vuiiiiiat-r. einer älteren Zeit, als der Zeit Alexanders, angehört haben könnten. Vielmehr
zeigen die meiften Gemälde ihren Gegenftänden und ihrer Auffaffung nach den
Ilnh vläellleni- Charakter der helleniftifchen Diadochenzeit. Wenn z. B. ein Gemälde, wie
ehininfrrcr. das der von Argos bewachten und von Hermes befreiten I0 nicht nur in
Pompeji, fondern auch in Rom gefunden worden, fo ift damit bewiefen, dafs
ein gemeinfames Original beiden zu Grunde gelegen. Aber auch innerhalb
der campanifchen Städte finden fich viele Bilder oft wiederholt, jedoch mit
gröfseren oder geringeren Abweichungen, an denen man llCllt, dafs der rou-