erhaltenen
Die
Malerei.
der griechifch-rönlifchen
Werke
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Unter diefen letzteren nehmen in manchen Beziehungen doch die wirk- Grofse
lichen gröfseren Figurencompofitionen, welche einen Gegenftand der Mytho- Fßäiilil"
logie oder der Gefchichte, meift in jener Form der nachgeahmten Tafelgemälde
daritellen, die erfte Stelle ein. Auffallend ift es, dafs wirkliche Hiftorienbilder, Qefchmm
wie doch die Mofaik der Alexanderfchlacht, unter diefen Wandgemälden gar 15533331
nicht oder fo gut wie gar nicht vorkommen. Das Bild, in welchem man Scipio
und Sophonisbe zu erkennen glaubt (l-lelbigs Verzeichnifs N0. 1385) fteht ifolirt
da und dürfte eben deshalb ebenfowohl anders erklärt werden. Selbft der
römifche Mythos vom Aeneas, wie er in Virgil's Aeneide bereits ausgebildet
vorlag, als die Mehrzahl diefer Gemälde in dem von Römern bewohnten Pom-
peji gefchaffen wurde, läfst {ich nur auf einer verfchwindend kleinen Anzahl
von Gemälden erkennen. Helbig zählt ihrer in feinem Kataloge nur fünf auf, und
felbft diefe fmd nicht alle mit völliger Sicherheit erklärt, Alle übrigen, nach
hunderten zählenden Hiftorienbilder der campanifchen Wandmalerei gehören Mythologi-
dem griechifchen Mythos, theils den Göttergefchichten, theils der Heldenfage Äilißnlägä:
der Griechen, an. Die Kreife faft aller Hauptgötter {ind vertreten. Das be-
rühmtefte Gemälde aus dem Kreife des höchften Gottes ift die Darftellung Gijttäer-
von Zeus heiliger Hochzeit, welche in der Casa del poeta zu Pompeji gefunden m) m
wurde und im Mufeum von Neapel aufbewahrt wird 1). Nur wenige der unter-
italifchen Wandgemälde iind von fo feierlicher Würde und fo heiligem Ernile
durchdrungen, wie diefes. Vielmehr wiegen, entfprechend dem leichtlebigen
Charakter des Orts und der Zeit, welche diefe Malereien entftehen fahen, im
Ganzen die weichen, finnlichen Stoffe vor. Daher fmd aus dem Mythos des
Zeus im Uebrigen auch vorzugsweife deffen Liebesabenteuer gefchildert; oder
68 fmd doch die Heroinen, welche der himmlifche Vater mit feiner Liebe be-
glückt hatte, wie Danae, Leda, Europa, Io im Banne ihres Schickfals darge-
ftellt. Von den übrigen Göttern werden diefer ganzen Richtung gemäfs die Heiterkeit
Vertreter des heiteren Lebensgenuffes, Apollon, Aphrodite, Bakchos befonders ChGIIFÄTSCYS,
bevorzugt. Apollon erfcheint fait ftets als Kitharafpieler, einige Male aber
auch als Sehergott, und eine grofse Anzahl von Bildern befchäftigt fich mit
den Liebesverhältniffen diefes Gottes. Aphrodite, die Liebesgöttin, welche
fogar unter dem Namen der Venus Pompejana als Schutzgöttin der erotifch
empfindenden Stadt in befonderer Geftalt verehrt und abgebildet wurde, fpielt
ebenfalls eine fehr wichtige Rolle in der campanifchen Malerei. Bald erfcheint
lle fxch fchmückend, bald fährt fie, die Schaumgeborne, auf einer Mufchel oder
auf dem Rücken eines Seethiers über die blaue Fläche des Meeres dahin.
Ihre Vereinigung mit Ares, dem Kriegsgotte, ifi: in faft zwei Dutzend Gemälden
abgebildet, und ihr Abenteuer mit Adonis hat zu nicht wenigeren den Stoff
geliefert. Eros felbft, der kleine Flügelgott, ihr Sohn und Begleiter, ift
geradezu unzählige Male dargeftellt. Im Sinne der nachalexandrinifchen Zeit
hat {ich bereits die Vervielfältigung diefes Gottes zu Eroten, zu Amoretten, in
beliebiger Anzahl vollzogen, und oft fmd folche kleine Liebesgötter in drollig
und farkaftifch erfundenen genrehaften Situationen dargeftellt. Gerechtes Auf-
fehen hat feiner Zeit z. B. das in Stabiae gefundene Gemälde des Erotenver-
kaufs im Neapler Mufeum erregt; ebenfo das pompejanifche Erotenneft (Fig- 35)-
Heftig:
Wandgemälde, N(
Mufeo
honico II,