Zweites
Buch.
Zweiter
Abfchniti
altitalifcher Mythen in einem Grabe auf dem. Esquilin die intereffantelten zu
fein fcheinen 1).
1384211213112 So gewinnen wir durch die Betrachtung der Wandgemälde Roms mit
römviätläen einem Male eine ganz andere Illuflration der Nachrichten der alten Schrift-
gemäldc. {leller über die Malerei, als wir fie aus den kleineren, früher befprochenen
Werken gewinnen konnten. Wir {tehen in der That einer vollftändig frei ent-
wickelten Malerei gegenüber, welche die Gefetze der Perfpective mit Bewufst-
fein freilich nur bei geraden Frontanlichten von architektonifchen Gegenftän-
den anwandte, bei allen complicirten Darftellungen aber {ich einer oft aus-
reichenden Gefühlsperfpective bediente, einer Malerei, welche die Regeln der
Modellirung und der Licht- und Schattengebung mit voller Freiheit handhabte
und welche fich mit grofsen iigurenreichen Compofitionen ebenfo gefchickt ab-
zufmden wufste, wie mit zierlichen ornamentalen Einzelgellalten. Und wenn
allen diefen Gemälden eine gewiffe oberflächliche Leichtigkeit, eine _nur auf
momentane Wirkung berechnete routinirte Flüchtigkeit anhaftet, fo müffen wir
bedenken, dafs wir es hier eben nicht mit den Meifterwerken berühmter Künitler,
fondern nur mit mehr oder weniger handwerksmäfsigcn Erzeugniffen einer blü-
henden Kunftinduitrie, durchweg mit Werken namenlofer Arbeiter zu thun
haben. Während doch felbft einige Vafenmaler {ich für bedeutend genug
hielten, ihren Namen ihren Gemälden beizufetzen, finden wir keinen Wand-
maler, weder in Rom noch in Pompeji, der das gewagt hätte. Welche Vor-
bilder aber müffen diefen ehrfamen Decorationsmeiflern zu Gebote geftandcn
haben, welche Traditonen müffen in ihren Werkftätten gehegt worden fein,
welche Fülle eigenen künftlcrifchen Gefühls mufs in ihnen gelebt haben, wenn
die beften ihrer Werke, unter denen {ich fchabloncnhafte Wiederholungen
niemals finden, uns heute noch lebhaft zu feffeln vermögen, wenn erPc in den
fpäteren Jahrhunderten der Kaiferzeit, als es fchon lange keine namhaften
Kunftmaler mehr gegeben, ein Verfall auch diefer NVanddecorationsmalerei
eintritt, der in primitive Roheit ausartet!
UNTERITALIS CHE XVAND GEMÄLDE.
Lange ehe die Römer den Hellenismus vollftändig in llCh aufgenommen
Cßliflffciile hatten und lange ehe ganz Italien {ich den Eroberern gebeugt hatte, war in
Umemalimh den grofsen, als griechifche Colonien gegründeten Küfienitädten Untcritaliens
echthellenifches Leben zu Haufe. Griechifche Sprache, Kunft und Sittc wurden
hier kaum weniger gepflegt, als im griechifchen Mutterlande.
Daher fehen wir denn grofsartige Reife echt griechifcher Tempelbautcn
nicht nur auf Sicilien, fondcrn auch auf dem Feftlande, wie vor allen Dingen
in Pacftum, der alten Stadt Pofeidonia, in unfere Tage hereinragen; und
manches vorzügliche Werk griechifcher Plaftik ift an diefen Stätten wieder auf-
gefunden worden.
Die Malerei ift die vergänglichfie der KünPce. RePte von griechifchen
Wandmalereien {ind in den eigentlichen grofsgrieehifchen Städten nur fehr
fpärlich wieder zum Vorfchein gekommen. Doch mufs hier einiger fchöner
I) Bulletino
nale di Roma.
Inßituto.
1876:
della Commissione commu
im Bulletino
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