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Zweites Buch.
Zweiter Abfchnitt.
diefe Gemälde daher nur in jener ihrer Eigenfchaft als Befiandtheile einer ge-
fammten Wanddecoration, nur in ihrer räumlichen und coloriftifchen Beziehung
zu diefer erhalten. Gleichwohl verfchieben wir eine folche Würdigung wegen
der viel gröfseren Anzahl erhaltener pompejanifcher Decorationen beffer bis
zur Befprechung der letzteren und befchränken uns daher hier im Wefentlichen
auf die Einzelbetrachtung der wichtigflen in Rom und deffen Umgebung aus-
gegrabenen Wandgemälde.
Uüjfärrbäiik Eine Ueberficht über die feit der Renaiffancezeit eines nach dem andern
Ygfengäl,1(fg_ wiedergefundenen, aber auch eines nach dem andern wieder verloren gegan-
funds- genen römifchen Gemälde liefse {ich nur auf Grund der alten Publicationen
geben. Hier im Einzelnen auf diefelben einzugehen, würde zu weit führen,
würde auch nicht ohne Bedenken fein, weil die Zuverläffigkeit mancher diefer
älteren Reproductionen keineswegs über allem Zweifel erhaben ift. Insbefondere
fteht Pietro Santi Bartoli (1635-1700), der {ich in der zweiten Hälfte des
I7.]ahrhunderts grofse Verdienfte um die Vervielfältigung der Refte altrömifcher
Malerei erworben, nicht mit Unrecht in dem Verdachte, feine zahlreichen,
zum Theil erPc nach feinem Tode geftochenen und herausgegebenen Zeich-
nungen durch allzufreie Auffaffung und willkürliche Zufätze für die kunft-
gefchichtliche Forfchung werthlos gemacht zu haben. Immerhin aber müffen
wir einen Augenblick bei den Refultaten der Erforfchung diefes Materials
verweilen i).
Kiischtfjfäläl: Befonders wichtig als Fundorte diefer Gemälde fmd unter den Gräbern das
Grab de, Grab der Nafonen, unter deffen bedeutenden Gemälden ein grofses Paris-
Nafomm- urtheil in weiter Landfchaft, eine Tigerjagd, eine Eberjagd und eine Hirfch-
dgzäßfrffkfijagd hervorgehoben werden können, und die Pyramide des Ceüius, in wel-
cher man einzelne fehr elegante weibliche Figuren fand, ein lefendes Mädchen,
eine Doppelflötenbläferin, eine Tänzerin mit dem Tambourin u. f. w.
Unter den grofsen öffentlichen Bauten kommen für diefe älteren Funde
tgggifglh befonders die Thermen in Betracht. In den Titusthermen fand man grofse
und kleine Gemälde jeglicher Art, und man publicirte mehrere Dutzende der-
felben. Unter ihnen befinden {ich Scenen der griechifchen Mythologie, wie
Bakchos in Begleitung einiger Mufen, des Hippolytos Abfchied von Phaidra und
Ares und Aphrodite; daneben Scenen, welche man mit Recht oder Unrecht
auf die römifche Gefchichte bezog, wie Mars, welcher der Rhea Silvia erfcheint,
und Coriolanus, welcher von feiner Mutter Abfchied nimmt; aber die Scenen
des täglichen Lebens wiegen vor: Hochzeit und Geburt, Erntewagen, Weinlefe,
Jünglinge, die zum Kriege aufbrechen und aus demfelben zurückkehren, Opfer-
fcenen und einzelne Geflalten verfchiedener Art.
llläiäiäwgä- In den Trajansthermen foll dagegen wenigfizens eines der fünf grofsen
und intereffanten Gemälde gefunden fein, welche, nach Zeichnungen der Samm-
lung Campana, erft 1839 und 1840 in den Monumenten des archäologifchen
I) Die hauptfächlichilen und am leichteßen zugänglichen alten Werke fmd die folgenden: Le
pitture antiche delle Grotte di Roma e del Sepolcro de' Nasoni, disegnati S. Bartoli e Franc.
Bartoli. Text von Bellori und de 1a Chausse. Roma 17o6_ Gli antiChi sepolcri ovvero mausolei
Romani etc., disegnati da. P. S. Bartoli. Roma I727. Collection des tableaux et arabesques
antiques trouväs ä Rome dans les thermes de Titus par N. Ponae. Viaggio pittorico della Villa
Adriana di Tivoli d'Ago:t0 Penna. 1826 ff. tav. CXXXIII ff_