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Zweites Buch.
Zweiter Abfchnitt.
Uebeälfmgs- Unverkennbar aber ift diefer griechifche Einflufs, gegen welchen der
nationale Realismus der Etrusker freilich zugleich fortwährend reagirt, in der
folgenden Gruppe cornetanifcher Gräber, deren Wandgemälde einen weiteren
Uebergang von archaifcher Gebundenheit zum freien Stile zeigen. Diefe Ent-
wicklung, welche unter dem bald Pcärker, bald fchwächer wirkenden Einlluffe
der griechifchen Kunft vor {ich gegangen, ift jedoch in ziemlich complicirtem
Proceffe erfolgt, weshalb es gewagt erfcheint, die einzelnen Gräber der Gruppe
ihrer chronologifchen Reihenfolge nach genau zu beftimmen. Während die
Fig. 26.
Wandgemälde.
Etrurifches
Nach den Mon.
Inst.
Formen überall freier und edler, die Bewegungsmotive gemeffener, die Gewänder
faltiger werden, ift das Princip der F arbengebung noch ein fchwankendes. Im
Allgemeinen zeigt {ich die Tendenz zu gröfserer Natürlichkeit und Frifche.
Die Lippen werden roth gemalt, ja die Frauenköpfe zeigen bei ihrer helleren
Hautfarbe in einigen Fällen bereits rothe Wangen, der Wandgrund ifl in der
Regel weifs, aber auch wohl einmal braun. Auf der Mehrzahl der hierher
gehörigen Gemälde erfcheinen die Perfonen nach griechifcher Weife bekränzt.
Den Gemälden der früheren Art fehlte diefer Schmuck.
Gehörten die Gräber der vorigen Gruppe wohl im Wefentlichen dem 5.
Jahrhundert v. Chr. an, fo mögen diefe dem 4. Jahrhundert zuzufchreiben fein.
Die bellen von ihnen repräfentiren Fortfchritte, wie wir fie etwa der Kunfi des
Polygnotos zuzufchreiben gewohnt find; aber wenn die Entwicklung der tech-
nifchen Fortfchritte der Malerei in Etrurien auch derjenigen von Griechenland