Werke der griechifch-römifchen Malerei.
Die erhaltenen
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Im Allgemeinen kann man fagen, dafs in der erlien Hälfte diefer Gefammt-
gruppe der einheimifch etruskifche Realismus überwiegt, während in der zweiten
Hälfte idealere griechifche Principien llCll geltend machen. Den Gegenltänden Gegen-
nach lind alle diefe Gemälde auf denfelben, ziemlich engen Kreis befchränkt. Raum
Als Schmuck des Grabes fchliefsen die Darltellungen lich an das Nächftge-
legene an. Sie beziehen lich falt ausfchliefslich auf den Todtencultus. Aus-
ftellungen des Todten, Opfer zu feinen Ehren, Wettfpiele bei den Leichen-
feierlichkeiten fmd dargeftellt; ferner fehr oft Gaftmähler, fowie Männer und
Frauen, welche zwifchen grünen Bäumen und Blumen zum Klänge der Flöte
oder Leyer in feltlichen Tänzen fich ergehen. Die Scenen diefer letzteren
Art ltellen vielleicht auch das Leben der Seligen im Paradiefe dar.
Die drei Gräber von Corneto, welche den national-archaifchen Stil am Cßmßw-
entfchiedenften ausgebildet zeigen, lind: I) Das Grab adel mortov 1). An der 63330461
einen Wand liegt der Todte auf der Bahre; feine Angehörigen kleiden ihn an
und klagen um ihn. An den anderen Wänden lind Scenen des Tanzes und
der Luft dargeltellt. Die Zeichnung ifi; fehr alterthümlich, aber lebendig. Die
Farbenfcala befchränkt fich auf roth, fchwarz, grau und weil's. 2) Grotta Cäggigioiflle
delle lscrizioni 2). Jagden und Tänze lind dargeftellt; dazu Wettrennen,
Athletenkämpfe, Würfelfpiel; Löwen, Hirfche und Panther. Die Farben lind
hier willkürlich bunt. Ein Hirfch erfcheint in Harlequin-Farben, von den
Löwen hat der eine eine gelbe, der andere eine blaue Mähne. Einfache rothe
Stauden vertreten die Stelle der Bäume. Die Gelten der nackten, mit Scham-
fchürzen bekleideten Männer fmd fehr lebhaft. 3) Die Grotta del barone 3)_ (irsrtäaedel
Ein einfacher Fries mit fchönen, grofsen Figuren ftellt Gottheiten dar, Welche n.
Kampfpreife vertheilen. Die Farben lind lebendig. Die Bäume zeigen blau-
grüne Blätter an rothen Stämmen. Der Stil ift beffer, als der der beiden
anderen: ftreng archaifch, aber voll individuellen Lebens. Die malerifche
Entwicklungsftufe diefer drei Gräber ilt im Ganzen immer noch eine pri-
mitive. Zwar wagte der Künltler gelegentlich fchon die Prolilftellung der
Geftalten mit einer Frontanficht zu vertaufchen, und überall ringt er nach
porträthafter Naturtreue und lebendiger Bewegung, aber der ehrliche echte
Archaismus zeigt fich noch überall.
Im Wefentlichen derlelben Stilentwicklung gehört auch 4) die Tombacronaaei
del vecchio 4) an. Den Uebergangsltil zur folgenden Gruppe bezeichnen vecchxm
dagegen die fehr fchönen Gemälde 5) des fog. Grabes dei vafi dipinti 5). Grotta dei
An der einen Wand iPc ein Gelage dargeftellt, keufch und anmuthig, man vaüchp"""
glaubt Bruder und Schwelier neben einander ruhen zu fehen. An der andern
Wand ill eine Tanzfcene unter Myrtenbäumen abgebildet. Die Details, wie
der Hund unter dem Ruhebette, lind liebevoll behandelt. Man darf in der
völligen Formenbeherrfchung, in der Freiheit der Umriffe diefes elegant
archaifchen Stiles einen griechifchen Einflufs vermuthen.
Mufeum Gregorianum I, t. 99.
Muf. Gregor. I, t. 103.
Muf. Gregor. I, t. 100.
Mon. delP Inßz. 1870. Vol. IX, t.
Mon. de11' Infi. 1870. V01. IX, t.
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