III.
Wandgemälde.
Unter den wirklichen Gemälden, die uns aus dem Alterthume erhalten fcllfilääflgccgc
lind, nehmen die Wandgemälde ohne Vergleich die wichtigfie Stelle ein. Stjiliffender
Freilich iind die meiften von ihnen nur handwerksmäfsige Arbeiten von Zimmer- 355g;
decorateuren; trotzdem aber geben {ie uns die deutlichfte Vorftellung von den g
Fortfchritten, welche die Alten in der mülerifchen Technik gemacht, und durch
die gmfSe Zahl, in welcher {ie erhalten find, fpiegeln fie die Farbenluft jener
Yölker bei der Ausfchmückung ihrer Gebäude auf das lebhaftefie wieder. Da
uiele von ihnen jedoch bald nach ihrer Ausgrabung durch die Einwirkung der
-aufseren Luft der Vernichtung anheimgefallen lind, fo dürfen wir ihre Be-
fPYeChung nicht lediglich auf die heute noch vorhandenen befchränken, fondern
müffen gelegentlich einiger nur noch in Stichen erhaltener Gemälde mitgedenken,
die in den letzten Jahrhunderten ausgegraben wurden.
Nennenswerthe antike Wandgemälde find fait nur auf italifchem Boden Ihre
Zum Vorfchein gekommen. Der Lage ihrer Fundorte nach zerfallen He von Fundorte"
felbfi in drei Hauptgruppen, nämlich I) etrurifche, 2) römifche (und mittel-
italifche), 3) unteritalifche (vornehmlich campanifche) Wandgemälde 1).
ETRURISCHE WANDGEMÄLDEÄ)
Im Laufe unferes Jahrhunderts hat man die weitgedehnten, aus Millionen Diäägägb-
von Grabgemächern beftehenden Todtenfelder der Städte des alten Etruriens Enuriens.
wieder entdeckt. Taufende folcher mit Vafen, Spiegeln, Schmuckkaften und
Geräthen aller Art ausgeltatteten Gräber hat man geöffnet, und eine Anzahl
derfelben fand man mit Wandgemälden gefchmückt. Diefelbe Fürforge, welche
den Todten jene Vafen, Gcräthe und Schmuckfachen mit in die Gruft legte,
forgte auch für die künftlerifche Ausfchmückung des oft aus mehreren Kammern
beftehenden Grabhaufes. Die mit Gemälden gefchmückten Gräber befinden
{ich jedoch in der Minderzahl; man fand ihrer in den Nekropolen von Tar-
quinii (bei dem heutigen Corneto), von Caere (bei dem heutigen Ccrvetri), von
Cluflum (dem heutigen Chiufi), von Vulci, Veji und Orvieto.
Nur wenige diefer Wandgemälde können uns noch heute einen unmittel- ilgißleälxrfärlilei
baren Kunftgenufs gewähren; aber als Beifpiele der eigenartigen, von griechifchen gemälcle.
Vorbildern vielfach beeinflufsten und doch von nationalen Strömungen er-
I) Diesfeits der Alpen ünd freilich an verfchiedenen Orten, ganz neuerdings z. B. noch in Trier,
Reile antiker Wandgemälde gefunden worden; aber ihre Rohheit, ihre fmgmentarifche Erhaltung und
ihre im Verhältnifs zu italifehen Funden kleine Anzahl läfst lie bedeutungslos erfeheinen. Der inte-
reffantefte nordifche Fund ifi wohl die Halbligur eines Mädchens aus dem bakehifchen Kreife, im
Belitze des Herrn Dr. Carl Baue in Köln und von diefem in der Feflfchrift der XXII. Verfarnmlung
deutfcher Philologen zu Wiesbaden (Bonn 1877, Thl. II. S. I3 ff.) publicirt. Die Rrickförmige Me-
daillonfaffung scheint jedoch modern, und das Bildchen fcheint ein Ausfchnitt aus einem jenfeits der Alpen
entftandenen Wandgemälde zu fein.
2) Die Hauptpublicationen und beflen Erläuterungen der etrurifchen Wandgemälde finden T1611 in
den Monumenti de1l' Inflituto archeologico. Um ihre Gefchiehte haben {ich neuerdings befonders
H Ürunn und WC Helbig verdient gemacht in den grundlegenden Anffätzen der Annali dell' Inftituto
1859 S. 325 H". (Brunn) 1863 S, 336 ff. (Helbig); 1866 S. 422 Ff. (Brunn); 1870 (Helbig).