Kap
Ende des peloponnesischen
Bis zum
Krieges.
79
Die drei Figuren der Gruppe sind nicht pyramidal ge-
Ordnet, sondern gerade im Gegenteil ist der menschliche
Jüngling in der Mitte kleiner, als die beiden göttlichen Wesen
an den Seiten. Aber der Schwerpunkt der dargestellten
Handlung ist in die Mitte gelegt; die beiden Seitengestalten,
die nicht ängstlich symmetrisch sind, wohl aber durch die
Bedeutsamkeit ihres Wesens sowohl als der Handlung sich das
Gleichgewicht halten, schliefsen durch ihre Stellung nach
beiden Seiten das Ganze bildartig ab. Es ist von beiden
der Rücken nach aufsen gekehrt und die im Vordergrunde
befindlichen Körperteile sind etwas seitlich zurückgenommen.
Man stelle sich vor, dafs Demeter im rechten Arme die Fackel
habe und mit der linken Hand die Weihehandlung vornehme,
so wird man inne werden, wie das Relief nicht nur den Reiz
der Anordnung, sondern auch die bildartige Abgeschlossen-
heit verliert. Die Wirkung eines Bildes wird dadurch noch
mehr hervorgebracht, dafs, wiewohl beide Frauen nach den
Gesetzen griechischer Reliefbildung im Profil erscheinen, doch
blofs die Köpfe (mit nunmehr richtig behandelten Augen) im
vollen Proül gehalten sind, während die vom Hintergrunde
sich loslösenden Körper etwas gewendet sind, so dafs der
Eindruck gröfserer Lebendigkeit erzeugt wird. Das_Bild ist
ein Flachrelief, d. h. es sind innerhalb der Umrisse die
für die Ausprägung der Gestalt notwendigen Hebungen und
Senkungen so behandelt, dafs die Glieder nicht in voller
Rundung der Körperlichkeit, wie bei dem Hochrelief, sondern
nur ilächenartig hervortreten. Bei der Besprechung der einzelnen
Figuren wurde schon hervorgehoben, dafs die Last des Kör-
pers bei allen vorzüglich auf einem Beine ruht, während das
andere minder belastet erscheint. Dies ist der Natur nach-
geahmt; denn in der Wirklichkeit pflegt man in der Regel
die Last des Körpers auf ein Bein zu legen, das dann durch
den Druck eine gewisse Verkürzung erleidet, während das
andere, von der Last befreit, länger erscheint. Man nennt
das tragende Bein gewöhnlich Standbein oder Stützbein, das
andere Spielbein. Dies Verhältnis naturgemäfs zum Aus-
druck zu bringen, gelang erst der fortgeschrittenen Kunst,
Das perikleische Zeitalter. Die Betrachtung der
bis jetzt vorgeführten Bau- und Bildwerke ist wie eine Vor-
bereitung, um die herrlichste Vereinigung von edelsten Wer-
ken, welche je die bildenden Künste hervorgebracht haben,
würdigen zu können, nämlich die erhabenen Schöpfungen,
welche die athenische Akropolis für alle Zeiten mit dem leuch-
tenden Schimmer des Ruhmes umgeben haben. Durch die
gefahrvollen Perserkriege waren die Geister in Griechenland