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Die griechische Kunst.
Von rechts und links eilen schwere und leichte Truppen her-
an, die Bogenschützen knieen nieder, um sich mehr decken und
sicherer schiefsen zu können, die Hopliten machen sich wurf-
bereit, und bald decken Sterbende das Schlachtfeld.
In der Mitte des Kampfes steht, allein bewegungslos, die
hehre Göttin, gröfser als alle an Körper und noch gröfser er-
scheinend, weil sie allein ganz aufrecht steht; sie greift nicht
äufserlich in den Kampf ein, doch ihre Gegenwart bringt ihren
Freunden Heil. Sie ist ganz bekleidet und gewappnet. Sie
trägt einen (stahl-) blauen Helm mit rotem Helmbusch, ihre
Brust deckt die mit regelmäfsigen Schuppen bemalte Ägis
mit dem Gorgonenhaupt. Gewand und Mantel umhüllen den Leib
und hängen vom rechten Arm herab; sie zeigen mehrere
stufenförmige Reihen von regelmäßigen Falten, lassen aber
nicht mehr erkennen, wie weit sie bemalt waren. In der
Rechten führt sie den Speer, am linken Arm den innen roten,
aufsen blauen Schild. Sie hat blaue Augen und hellbraune
Haare. Freilich ist von den Farben nur noch wenig zu er-
kennen.
Der verwundete Krieger zu ihren Füfsen scheint eben
gefallen zu sein; noch hält er das Schwert in der den Ober-
körper stützenden Rechten, aber schon sind seine Glieder matt,
in wenig Augenblicken wird er vollends niederstürzen. Der
jüngling, der den Gefallenen zu sich herüberziehen will (die
aus dem Ostgiebel entlehnte Figur), hat sich der Waffen ent-
ledigt, um leichter zu sein, und greift, sich beugend, mit
beiden Händen nach jenem. Die dann auf beiden Seiten fol-
genden Vorkämpfer sind geschützt durch Schild und Helm.
In der Rechten führen sie die Lanzen, zum Angriffe bereit;
dann folgt rechts und links je ein Bogenschütze, wenn die
getroffene Anordnung richtig ist, und sie nicht um eine Stelle
mehr nach den Ecken zu hinter ihre jetzigen Hintermänner
zu rücken sind. Der troische Schütze will soeben schiefsen,
der griechische hat es bereits gethan. Hinter diesen folgen
nach der Münchener Anordnung Schwerbewaffnete, knieend,
etwas vornübergeneigt, wie um zu lauern, ob sich eine gün-
stige Gelegenheit biete in den Kampf einzugreifen. In den
Ecken liegen zwei Sterbende auf den Boden hingestreckt;
der Grieche (Fig. 8a) zieht sich den Pfeil aus der Brust, der
Troer greift nach seinerWunde am Knie. Bemalt waren natürlich
auch diese Gestalten alle, mit Ausnahme der nackten Teile, von
denen man blofs die Lippen zu färben pflegte. Zahlreiche
Löcher beweisen, dafs auch noch metallene Zieraten befestigt
gewesen sind. Auch die Waffen mit Ausnahme der Schilde
waren aus Metall.