Volltext: Einführung in die antike Kunst ([Textband])

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Kunst. 
Die griechische 
Die dorifche Ordnung. Der Poseidontempel in Pae- 
stum ist in der dorischen Ordnung gebaut, deren Eigentüm- 
lichkeiten nun näher zu betrachten sind. Die Hauptunterschiede 
der griechischen Bauordnungen liegen in den Säulen und dem 
darüber lagernden Gebälk. Bei der dorischen Säule haben 
wir blofs zwei Teile zu unterscheiden (vgl. Taf. 9, Fig. 3), 
den senkrechten Schaft und das horizontal darauf liegende 
Kapitell (Knauf); eine Unterlage (Basis) hat sie nicht. Der 
Schaft besteht aus mehreren durch Dübel verbundenen Säulen- 
trommeln; er ist überall kreisrund, aber es sind in denselben 
eingetieft in der Regel 20 (zuweilen I6 oder I8, beim Posei- 
donternpel in Paestum 24) von unten nach oben steigende 
Furchen, welche mit ihren Kanten in scharfen Stegen anein- 
ander stofsen (vgl. Taf. 9, Fig. 4); man nennt diese Furchung 
auch Kannelierung. Die Säulen sind nicht von unten bis oben 
gleich stark, sondern in der Regel behält blofs etwa das untere 
Drittel dieselbe Stärke bei, während sich von da an der Durch- 
messer der Saule wesentlich verringert, d. h. die Säule ver- 
jiingt sich nach oben. So bildet der äufsere Umrifs nicht 
eine gerade Linie. sondern es besteht scheinbar eine Schwellung, 
die man Entasis nennt. Die Verjüngung beträgt 115 bis 1], 
des unteren Säulendurchmessers (vgl. Taf. 9, Fig. 5). Die 
Säulen waren in der besten Zeit am unteren Durchmesser nie- 
mals unter I m und meist bis gegen 2 m stark. Nach diesem 
allgemein so genannten unteren Säulendurchmesser mifst man 
auch die Höhe der Säulen. Dieselbe beträgt an den schönsten 
Baudenkmälern der späteren Zeit etwa 6, am Poseidontempel 
in Paestum nur 4,30, am Parthenon 5,50 Durchmesser (vgl. 
Taf. 9, Fig. 5). Die Ecksäulen sind meist etwas stärker als 
die anderen, weil sie sonst ihrer freien Stellung wegen dünner 
erscheinen würden. Der untere Säulenabstand beträgt I-I  
Säulendurchmesser, selten mehr; nur sind die Ecksäulen eben- 
falls aus dem eben erwähnten Grunde etwas näher an die be- 
nachbarten Säulen gestellt (vgl. die Ziffern auf Taf. 10, Fig. 1). 
Das dorische Kapitell (Taf. 9, Fig. 2 u. ü) hat obeneine 
starke viereckige Platte, den Plinthos oder Abacus; den Uber- 
gang von dieser weit vorragenden (ausladenden) Platte zu dem 
senkrechten Schafte bildet der ringsum polsterartig hervor- 
quellende Echinos, dessen Linie an den edleren Monumenten 
unten ziemlich gerade ansetzt, steil ansteigt und nach oben 
hin sich einzieht; in der älteren Zeit ist sie mehr weich und 
liegend, aber niemals so rundlich, dafs sie einen iViertel- 
kreisbogen beschriebe. Plinthos und Echinos sind an den er- 
haltenen Monumenten durchgehends glatt, d. h. ohne plastische 
Verzierung, doch waren sie wahrscheinlich in der Taf. 9, Fig. 7
	        
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