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griechische Kunst.
Die
Gebälk, über dem etwas zu fehlen scheint, was die Spitze
des Dreiecks ausfüllte, vielleicht das Haupt der Medusa (s. Taf.
23, Fig. 9) Ü). Zu beiden Seiten derselben sind aufgerichtete,
mit den Vorderfüfsen auf dem Altar stehende Tiere dargestellt,
die man für Löwen ansieht. Die jetzt fehlenden Köpfe waren,
wie die noch vorhandenen Löcher beweisen, aus besonderen
Stücken angesetzt und nach auswärts gerichtet, dem Nahen-
den entgegengewandt. Sie sollten wohl die Wächter des
Thores vorstellen. Dieses Werk, mit dem nur wenige uralte
Überreste Ähnlichkeit haben, gehört jener Zeit an, da noch die
dem Orient entstammenden Einwanderer den Griechen ihre Vor-
bilder für ihre Kunstwerke, vielleicht diese selbst, lieferten 15).
Den späteren Griechen erschienen sie fremdartig.
Ebenso, nach orientalischen Vorbildern gemacht sind
die auf der Burg von Mykenae gefundenen G-rabplatten,
von denen eine Taf. 7, Fig. 4 darstellt. Dieselbe ist am
Fufse 1,18 m, oben 1,10 m breit und 1,85 m hoch. Sie
zeigt ein eingerahmtes reliefbedecktes Feld, dessen oberer
Teil untereinander verbundene Spiralen enthält, während wir
unten einen Krieger auf einem zweirädrigen Einspänner ein-
herstürmen sehen, vor dessen Rosse ein mit dem Schwerte
bewaffneter Krieger vorauszutanzen scheint. Lebhaft und
deutlich sind die Bewegungen, aber alle Figuren zeigen noch
wenig Verständnis, und den Raum auszufüllen vermag der
Künstler noch nicht recht: er bringt an den leeren Stellen
einfach Spiralen und Wellenlinien an.
Ähnlichen Charakter zeigen eine Anzahl Werke der
Kleinkunst, die wir in Ermangelung von gröfseren Kunst-
werken hier zur Besprechung bringen, um von jener Zeit eine
etwas deutlichere Anschauung zu geben. Sie gehören teilweise
den Gefafsen, gröfstenteils den Metallarbeiten an. Taf. 7,
Fig. 5 zeigt eine Scherbe eines weitgeöffneten Gefä fses, die
in Mykenae gefunden wurde. Es war freihändig bemalt; die
Fläche war durch breite Längsstreifen in mehrere Felder zer-
legt; innerhalb dieser erhebt sich ein pflanzenartiges Orna-
ment, das aus halber Höhe in geschwungenen Linien rechts
und links nach unten Ranken entsendet, während der Stamm
in einen spitzen Winkel ausläuft, aus dem sich nach rechts
und links Spiralen entwickeln. Diese Spiralen sind nebst Ro-
setten, Bogenlinien, Zickzack und öfters auch Blattformen die
Hauptverzierungsmittel jener Zeit. Dies beweisen auch die
zu Tausenden in Mykenae gefundenen goldenen Knöpfe,
(Taf. 7, Fig. 6), welche wahrscheinlich zur Verzierung fürst-
licher Gewänder gedient haben. Besonders schön ist die mit
Rosetten mannigfachster Art übersäete Steph ane aus Mykenae,