Die vorhellenische Kunst.
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Und anderen Erbstücken gedient habe. Neuerdings hält man
für unzweifelhaft, zumal es ganz allein aufserhalb der Mauern
der Burg liegt, dafs es ein Grabmal der Könige gewesen sei.
Ahnliche Anlagen hat man jüngst auch in andern Teilen
Griechenlands entdeckt.
Kyklopische Mauern. In Mykenae finden "sich an der
früheren Stadtmauer auch noch Reste der, wegen ihres hohen
Altertumes, sogenannten kyklopischen Mauern, die ebenfalls
jeglichen Bindemittels entbehren. Taf. 8, Fig- 4 Zelgt, dafS ES
deren zwei verschiedene Arten giebt. Die eine besteht aus
gewaltigen, unbehauenen Steinblöcken, deren Lücken durch
kleinere Steine ausgefüllt sind; die andere ist aus unregel-
mäfsigen, vieleckigen Steinen (Polygonen) aufgeführt, die mit
Sorgfalt so gearbeitet sind, dafs die oberen genau in die zwischen
den unteren Steinen vorhandenenWinkel hineinpassen. Die erstere
AYt, die besonders noch in der Landschaft Argolis vorkommt,
gehört in der That dem höchsten Altertume an, während die
Zweite Art noch gleichzeitig mit dem Quaderbaü öfSßheint, wie
dies Mykenae beweist.
So z. B. Taf. 8, Fig. 5, das Eingangsthor zur Akropolis
der Atriden, das nach seinem plastischen Schmucke sogenannte
Löwenthor, an dem sich mehrere Polygone finden, Wenn
auch die Quadern die Mehrzahl bilden. Der Zugang und
der Thorweg scheinen auf dem Bilde noch hoch mit Schutt
bedeckt, der erst unlängst beseitigt worden ist. Das Thor ist
aus drei grofsen balkenartigen Steinen gebildet, von denen
zwei gegeneinander geneigt sind, der dritte, 41I3 111 lang, als
Sturz darüber gelegt ist. Die (Jtfnung ist unten 3,07 m, oben
2,85 m weit und 3,20 m hoch. Geschlossen wurde sie mit
einer aus einem Stücke bestehenden Thür, Welche In Zapfen
ging, die in der Mitte sowohl des Sturzes als der Schwelle
eingelassen waren, so dafs beim Öffnen die eine Hälfte der
Thür nach aufsen, die andere nach innen schlug. Die Weite
dieses Thores ist so bedeutend, dafs, um ein Bersten des Sturz-
balkens zu verhüten, eine grofse Belastung von oben nicht
eintreten durfte. Deshan, ist auch hier ein Dreieck aus-
gespart, aber wie dies übrigens wohl auch beim Schatz-
haus gewesen sein mag durch Einfügung einer dünneren
Kalksteinplatte verschlossen.
Relief vom Läwenthor. (Taf- 8, Fig. G.) Auf dieser
Steinplatte beßndet sich das auf "faf. 8, Fig- 6 größer C1111"-
gestellte Hochrelief: zwei aufrechtstehende, durch eine Säule
getrennte Tiergestalten. Auf einem sonderbaren, altarartigen
Unterbau erhebt sich eine nach oben zu stärker werdende
Säule mit eigentümliehem Kapitell und darüber liegendem
Menge, Antike Kunst. 2. Ami. 4