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Die
Kunst des Orients.
steht aus einem kreisrunden Mittelstück und zwei darumgelegten,
durch Flechtbänder gesonderten Ringen mit tigurenreichen
Darstellungen. hn Mittelfeld sehen wir eine gellügelte Männer-
gestalt, welche von zwei Schutzgeistern umschwebt ist, im
Begriff, einem Löwen das Schwert in den Leib zu stofsen,
ähnlich wie Taf. 6, Fig. 7. Der nächste Ring zeigt ver-
schiedene durch Blätterornamente gesonderte Tiere und Tier-
gruppen, mit Menschen untermischt, in den mannigfaltigsten
Stellungen. Der Löwe rechts oben hat eben einen Menschen
niedergeworfen, auf den er siegesbewtlfst die linke Vordertatze
legt; rechts davon lagert ruhig ein ägyptischer Sphinx, über
dem zwei Inschriftentafeln sind. Weiter rechts kämpfen zwei
Stiere miteinander, während das nächstfolgende Paar friedlich
hintereinander hergeht. Daneben säugt eine Kuh ihr Kalb.
Die nächste Scene umfafst mehrere Figuren. Eine Löwin
hat einen Menschen niedergeworfen, da eilen zwei Männer
herbei, der eine legt von hinten den Pfeil an, der andere von
vorn die Lanze. Unmittelbar neben dem letzteren grast ruhig
ein Pferd. Der äufsere Ring zeigt fünfmal, aber in ungleicher
Verteilung über den Raum, ein wunderliches Blumen0rna-
ment, das ähnlich- bei den Assyrern vorkommt; dreimal
sind je zwei T iergestalten, Sphinxe, Greifen, Böcke, auf bei-
den Seiten desselben in symmetrischer Haltung; einmal steht
vor demselben eine menschliche Gestalt mit ägyptischem
Kopfputz und assyrischen Flügeln und Lotosblüten in den
Händen. Aufserdem sieht man oben und rechts in der Mitte
den Kampf eines Mannes mit dem geflügelten Greifen;
zwischen diesen einen Krieger, der einen Leichnam
über der rechten Schulter trägt und einen ägyptischen
König, der eine besiegte Völkerschaft beim Gesamtschopf
ergreift, um sie zu enthaupten; daneben eine ägyp-
tische Gottheit mit Sperberkopf, ganz wie Taf. 2, Fig. S.
Ob links die beiden Tiere, ein Löwe und angeblich ein
hundsköpfiger Affe, miteinander spielen oder kämpfen, läfst
sich nicht recht entscheiden, da die Schale hier beschädigt ist.
S0 ist eine Gruppe an die andere gereiht, aber sie sind nicht
durch einen gemeinsamen Gedanken untereinander verbun-
den. Gerade durch Vergleich mit solchen Erzeugnissen,
deren Reichtum an Gestalten vielleicht blenden könnte, läfst
sich die hohe Begabung der Griechen für wirkliche Schön-
heit Schßn an den Werken ihrer frühen jugend erkennen und
würdigen.