Die
phönikische
Kunst.
41
bei B befestigten Vorhang begrenzt wurde, während vorn unter
dem andern Steinrand sich wohl eine Säulenstellung befand.
A111 Boden der Cella sind rechts und links Bänke angebracht
(Fig. 5 u. 6), die, wie die Zeichnung des Durchschnittes erkennen
läfst, nach hinten zu aufsteigen. Ihre Bestimmung ist nicht
klar. An der Decke ist der abschliefsende Stein mäfsig aus-
gehöhlt (vgl. Taf. 5, Fig. 7), aufsen ist er auf allen vier Seiten
von einem Rundstab und einer Hohlkehle mit darüber vor-
Springender Platte umzogen. Dieser einfache Schmuck (vgl.
Taf. 1, Fig. 6) und die Gröfse der verwendeten Steinblöcke
sind für diesen Bau, der natürlich nicht der einzige seiner
Art gewesen ist, charakteristisch und erinnern lebhaft an
Agypten. Freilich hinter der Grofsartigkeit der ägyptischen
Tempelanlage ist man hier weit zurückgeblieben, man hat fast
nur das Allerheiligste 1, Fig. 3 F) Ilaehgeblldet; dnen
scheint es, dafs es in Sidon und Tyrus und auf einigen Inseln
auch Tempel von grofser Ausdehnung gegeben hat, Von denen
aber nur wenig erhalten ist.
Phönikien war ein an schönem Bruchstein reiches Land,
und man hatte die Sitte, unmittelbar auf dem lebendigen Felsen
seine Bauwerke zu errichten. Hieraus erklärt es sich wohl, dafs
man gern gewaltige Steinblöcke verwandte, die ohne Cement fest-
legen und sich von dem Aussehen des Felsen nicht Stark unter-
schieden. Gefördert wurde diese Vorliebe für große Steine
durch den Umstand, dafs das Material sehr leiCht Zu bear-
beiten war; hat man doch in den lebendigen Felsen aüSge-
dehnte Gräberanlagen ausgehöhlt. Von diesen N ekropolen,
die von ferner Zeit künden, ist noch viel erhalten; von
oberirdischen Bauwerken, auch aus späterer Zeit, haben die
zahlreichen Verwüstungen und Durchzüge nur wenig übrig
gelassen. Doch können wir wahrnehmen, dafs die Phöniker
allmählich auch den Säulenbau von benäenbaften Völkern
übernahmen. In der Form der Saulen war man nieht wähle-
risch; man bildete die verschiedensten Arten nach, nur waren
die Schäfte in der Regel glatt.
Eines der wunderlichsten Kßpitelle: das aus CYPeIn
Stammt, ist Taf. 5 Fig. 8 vorgeführt. Der Schaft endigt in
einer horizontalen Linie, auf der SlCh mehrere parallele
Schenkelpaare erheben, welche ein auch sonst häufig vor-
kommendes Zierglied, Sonnenscheibe mit darüber schweben-
dem Halbmond, umfassen. Von den Schenkeln gehen seitwärts
ab zwei sich einringelnde Glieder, sogenannte Voluten. Aus
diesen heraus entwickeln sich nach oben, aber diesmal ein-
wärts eingeringelt, ein paar andere Voluten, denen innen ein
drittes Paar, die sich in der Mitte vereinigen, parallel läuft.