Die persische Kunst.
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Hefen der untertliänigen Völker herangezogen, um die Erzeug-
nisse ihrer Länder darzubringen. So Taf. 6, Fig. 9. Dieses
Bild stammt von der Treppenanlage, welche zu dem Palast
des Darius zu Persepolis (Fig. 2 F) emporführt. Die ersten
drei Männer bringen in fast gleichmäfsig gehaltenen Händen
Geschenke dar; der folgende geleitet ein Zweigespann, über
dessen Nacken er in freilich unmöglicher Weiseden Arm legt.
Der letzte schreitet rechts neben den Pferden hin. dflach der
Kleidung zu urteilen sind es judens, dle aber emlges Ven
persischer Tracht angenommen haben. Der bequastete Ober-
rock mit dem ebenfalls bequasteten Kragen: dle Haarsträhne
hinter dem Ohr erinnern an ludentracht; die Kopfbedeckung
der beiden ersten ist eher persisch, jedenfalls sind persisch die
Halbstiefeln.
An einer andern Stelle derselben T reppenanlage (T2116, Fig.5)
sehen wir königliche Trabanten, umschlossen und geteilt
durch Inschriftentafeln. Die beiden seitlichen Dreiecke zeigen den
Kampf eines Löwen mit einem Einhorn-n DaS Einhorn
springt an der Mauer empor und wendet sich ruckwärts gegen
den Löwen, der ihm eben die Klauen in den Hinterleib ge-
schlagen hat.
Die Figurenbehandlung auf all den RellefS Zelgt gegen-
über der assyrischen Kunst einige Fortschritte. Die _Muskeln
treten nicht mehr so übermäfsig hervor, der Überkörper er-
scheint, wie Beine und Kopf, im Profil, bel den Gewändern
zeigt sich Faltenwurf. Fehlerhaft ist die Gröfse der Köpfe
gegenüber dem Körper. _
Das persische Reich bestand als solches verhältnismäßig
so kurze Zeit, dafs es nicht wunderbar erscheint, wenn die
persische Kunst nicht etwas Eigenartiges geworden ist, son-
dern noch die Elemente erkennen läfst, aus denen Sie Sich
bildete. Besonders steht sie unter assyIiSChCm EinilüSSe- Da
aber in Persien vorzügliches Baumaterial vorhanden war,
schöner Marmor in grofsen Quadern, S0 konnte statt der
schweren Mauer die leichte Säule eintreten, die man in Vorder-
asien und Ägypten kennen gelernt hatte. Freilich gab man
ihr eine etwas wunderliche Gestalt, die sich sonst nirgends zu
finden scheint. In der grofsen Ausdehnung der Gebäude
wetteiferte man mit den Assyrern; Clgenartig aber ist die
Gliederung des Ganzen nach Terrassen und die Anlage der
grofsartigen Treppen. Die Baukunst ist weltlich; denn Tempel
hatte der Lichtdienst dieses Volkes nicht nötig; blofs Altäre gab
es, wie wir einen auf Taf. 6, F ig. 4 oben erblickten. Plastische
Kunstwerke sind noch nicht sehr viele bekannt geworden.
Auch bei diesen zeigt sich Anlehnung an assyrische Vorbilder